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lich bis 300 m Ostseehöhe auf. Es wird daher als das niedere
Erzgebirge oder als der Fuß desselben bezeichnet. Die nächste
Stufe des Gebirges erreicht (bei Annaberg, Marienberg, Frauenstein)
eine Höhe von 600 m und bildet daher das mittlere Erzgebirge.
Das südliche Gebirgsland aber steigt (bei Oberwiesenthal) bis 900 m
Meereshöhe auf und gilt daher mit Recht als oberes Erzgebirge.
Dieses trägt dann endlich den Fichtelberg, der sich über 1200 m
aufgipfelt und den gekrönten Kopf des ganzen Gebirgsbaues bildet,
während dic vorigen Höhenlinien etwa den Schemel, den Sitz und
die Lehne des Thrones für diesen Bergkönig andenten. So stellt
sich herans, daß sich die Dreizahl der Bodenstufen Sachsens
(Gebirgs, Berg= und Hügelland) in den Höhenfalten des Erz-
gebirges wiederholt, die wogengleich vom Norden nach
dem Süden immer höher schwellen und an der böhmischen
(renze branden.
3. Hier nun, wo der Gebirgsbau seine bedeutendste Aufgipfelung
findet, schält sich zugleich für uns ein Höhenkern heraus, der die
einfach schöne Gliederbildung des oberen Ergzgebirges klar
erkennen läßt, wenn wir ihn von einem geeigneten Aussichtspunkte
aus erfassen. Wir wählen als solchen den Kirchturm Elterleins,
einer fleißigen Bergstadt im Norden des Fichtelberges, und treten auf
den Südbalkon der schönen Stadtkirche heraus. Da hebt sich denn
bei klarem Wetter im fernen Süden als Mittelpunkt des Bildes der
Fichtelberg mit seinem gewölbten, turmgeschmückten Scheitel für
unsern Blick heraus. Links von ihm steht mehr im Hintergrunde der
böhmische Keilberg (1236 m), sein scheinbar niederer Genosse, ob-
gleich er ihn in Wirklichkeit um 20 m überragt. Nach Ost und
West strecken sich vom Fichtelberge aus langgezogene Höhenzüge vor,
als wollten sic zwei starke Bergschultern bilden. Diesen aber
fügen sich dann noch zwei Höhenflügel an, von denen der west-
liche bis zum Rammelsberge zieht, während sich der östliche bis
über den Kahlenberg hinaus entfaltet und somit als der aus-
gedehntere erscheint. Das Ganze ist der Grundstock des Erzgebirges,
dessen schöner Gliederbau freilich für unsern Blick dadurch beeinträch-
tigt wird, daß sich die genannten Berge auf hohem Fußgestell er
heben, so daß sie in ihrer äußeren Erscheinung nur mäßigen Höhen
gleichen, obgleich sie nach ihrer Meereshöhe zu den bedeutendsten
Bergen des mittleren Deutschlands gehören. Wir tragen sie nun als.
Mark= und Merksteine des Höhenkerns unseres Erzgebirges
auf die Karte der Wandtafel ein.
4. Tragen wir aber in Gedanken einmal alle hohen Köpfe im
Süden des Gebirges ab, so bleibt eine hochgelegene Bodenschwelle
übrig, die jenseits der sächsischen Landesgrenze erst ihre bedeutendste
Erhebung findet. Wir haben in ihr die stärkste Aufwölbung des.
Gebirgsrumpfes, den Gebirgskamm oder das Rückgrat des
Gebirges vor uns. In sauft geneigten Bogenflächen sinkt er von
seiner Höhe nach Sachsen und Böhmen hin nieder. Dort, wo