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der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein die Fülle!“ will sich
in diesen Dörfern unseres Vaterlandes immer wieder von neuem
erfüllen. Und was die freie Gunst des Bodens spendet, das sucht
die Kunst des Landwirts durch vernünftige Düngung und Be—
arbeitung mit den neuesten Maschinen immer weiter zu mehren.
Wie daher das Fruchtgefilde schon von Bischof Benno als die
Kornkammer Meißens im Mittelalter gerühmt und auch von
Melanchthon später als eine „Schmalzgrube“ bezeichnet wurde, so
hat es auch heute als „Lommatscher Pflege“ im ganzen Lande
einen guten Ruf. Ackerbau und Viehzucht sind die beiden natürlichen
Erwerbszweige, aus denen der sprichwörtliche Wohlstand (nach
Melanchthon „Sammetbauern“") der Lommatzscher Bauern quillt.
Wie ergiebig aber die Gegend im Umkreise der Stadt Lommatzsch (31/T.)
ist, geht weiter auch daraus hervor, daß unter der fruchtbaren
Bodendecke an einigen Stellen auch Braunkohlenschichten ruhen und
Granit und Porphyr in größeren Lagern gebrochen werden können.
Will uns doch schon der Name Lommatzssch selbst an die Steinbrüche
erinnern (Glomaci = Steinbrüche), zugleich aber auch darauf hin-
weisen, daß die Fruchtebene schon frühzeitig von den Daleminziern
bebaut, erschlossen und besiedelt worden ist. So haben denn
alle Naturreiche die Lommatzscher Fruchtaue mit ihren
Schätzen bedacht: mit Steinen und Kohlen, mit Gras,
Kraut und fruchtbaren Bäumen, mit Fischen im Wasser,
mit Gevögel des Himmels und mit wohlgenährten
Herden.
3. An die Stelle von Feldbau und Viehzucht westlich von der
Elbe tritt Fischhang und Jagd im Westen der Röder; denn bei dem
Flecken Eisenberg leuchten 30 größere Teiche gleich hellen Augen
aus den Büschen und Wäldern. Unter ihnen tritt besonders der
Schloßteich durch seine Größe hervor, der sich von West nach
Ost gegen 1000 m erstreckt. Ein Damm, von Schleusen durchbrochen,
führt uns auf eine Insel des Beckens, auf der sich ein Königliches
Jagdschloß erhebt. Wie bei der Augustusburg steigen auch hier
vier starke Türme an den Ecken des quadratischen Baues
auf und werden von Kuppeln überwölbt, die sich zu schlanken
Spitzen verjüngen. Feusterreiche Gebäude verbinden die Ecktürme
an den Langseiten. An dem Dachgesims der Nord= und Südseite
ragen Hirschgeweihe hervor, zwei Jägerfiguren bewachen den Eingang,
und in den Sälen werden die Wände von dem Gehörne der Rehe,
Hirsche, Elen= und Renntiere geschmückt. Welch schöne Tiere die
Träger dieser Geweihe gewesen sein müssen, geht daraus hervor, daß
einzelne derselben fünfzig und noch mehr Enden zeigen. Wie ge-
waltig aber auch die Kämpfe der starken Tiere getobt haben müssen,
ist aus solchen Geweihen zu ersehen, die sich unlösbar ineinander
verschlungen haben. Die Trinkgefäße auf den Tischen sind mit
Köpfen der Jagdtiere geziert, die Gemälde an den Wänden stellen
Szenen des Weidwerkes dar. Schieß= und Stoßwaffen füllen die