III. Lehrstunde:
Am Schlusse unserer landeskundlichen Besprechungen
wollen wir noch die wichtigsten natürlichen und staat-
lichen Verhältnisse unseres Königreiches überblicken.
1. Die Bildung der Bodenrinde Sachsens führt uns ebenso
in die ältesten Zeiten der Erdgeschichte zurück, wie durch alle wichtigen
Zeiträume derselben hindurch. In der Urzeit ist das mächtige Gneis-
lager des Erzgebirges mit seinen Bändern von Glimmer= und Ton-
schiefer (Phyllit) und ebenso die Granulitellipse des sächsischen Mittel-
gebirges entstanden. Im Altertume der Erde bildeten sich die
Schichtungen des vogtländischen Bodens (Cambrium, Silur, Devon),
das Erzgebirge faltete sich auf und lagerte Trümmermassen in den
beiden nördlichen Bodenbecken ab. Mächtige Granitkerne drangen
als Ergußgestein durch die Schichtendecke, Steinkohlenflöze legten
sich in den Bodenmulden ab, das Rotliegende bedeckte sie, und
Porphyre, sowie QOuarzporphyre (Augustusburg) quollen empor. Im
Mittelalter der Erde schlugen sich im Kreidemeere ein sandig-
kalkiger Schlamm (Pläner) und ein gröberer Sand nieder, der die
Quadersandsteinplatte an der Elbe und in der südlichen Lausitz ge-
bildet hat In der Nenzeit der Erde wechselten Meeres= und Süß-
wasserablagerungen miteinander ab, es bildeten sich (bei Leipzig)
sandig-tonige Schichten mit Rollsteinen und Braunkohlenlagern.
Eine stattliche Reihe schöngeformter Basaltberge (vom Scheibenberge
bis zum Löbaner Berge) entstieg den vulkauischen Tiefen. In der
neueren Zeit der Erde führte ihre Vereisung fruchtbaren Löß
und Wanderblöcke bis an den Nordfuß des Erzgebirges heran und
über die mächtige Granitplatte der Lausitz hinweg. Gegenwärtig
aber bilden sich noch Moore in feuchten Niederungen, Schuttkegel
setzen sich an den Ufern und Mündungen von Flüssen an, Sand-
massen werden von Wind und Wetter weitergeführt, die Gesteine
verwittern an der Oberfläche oder legen sich in ihrer inneren
Schichtung um (vogtländische Erdbeben). So ist Sachsen durch
alle Erdzeiten hindurchgegangen und vereinigt in seinem
Boden fast alle Schichten= und Massengesteine der Erd-
bildung.
2. Wir sind bei unsern Besprechungen den natürlichen Einheiten
gefolgt, in welche sich unser vaterländischer Boden zerlegen läßt.
Dabei haben wir freilich die Flußlinien zerreißen müssen, die als ge-
schlossene Lebensadern unsere Bodenglieder durchziehen. Die ge-
treunten Glieder suchen wir nun heute zunächst wieder zu geschlossenen
Flußfäden zu verbinden. Sie sind es ja, die den Luftkreis unseres
Vaterlandes mit Feuchtigkeit erfüllen. Sie schwemmen für Wiesen-
und Feldbau weiches Fruchtland an. Zahlreiche Tiergeschlechter
nähren sich in den belebenden Wassern. Uberall öffnen sich aumntige
Talgründe, erschließen die Wald= und Gebirgswildnis, zeigen dem
Verkehre die Wege, ziehen die Ausiedlungen der Menschen an, leisten dem