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niederen Stockwerke überragte. Wild wie die alte Ritterzeit
ist das ganze Talstück, das die Mulde, wie ihr seht,
in der Breitenrichtung des Gebirges durchbricht, und
das — wohl infolge seiner Wildheit — so viele ge-
schichtliche Erinnerungen zeigt. Zusammenfassung.
3. Wir suchen nun die Mulde auf der dritten Strecke ihres
Laufes auf! Dort, wo sie sich in starker Umbiegung nach Westen
gewendet hat, liegt in einem Nebentale das Städtchen (2½ T.)
Hartenstein. Der Ort wird von einem Schlosse überragt, das sich
mit seinen Erkern und Zinnen auf felsiger Höhe erhebt. In der
Stadt aber finden wir das Geburtshaus des frommen, gemütvollen
Liederdichters Paul Fleming, dem wir nicht bloß das schöne
Lied: In allen meinen Taten —, sondern auch ein Loblied auf
den Muldenfluß verdanken, das er in glückseliger Erinnerung an
seine schöne Heimat am Fuße des fernen Kaukasus gedichtet hat.
Wir eilen mit der Mulde an Wildenfels vorüber, das seine
Nachbarstadt an Größe nur um ein geringes übertrifft, ebenfalls
wie diese ein Schloß mit schönem Parke (Graf Solms) besitzt und
vorzugsweise Weberei treibt, worin wir den gewerblichen Vorboten
der Niederung erkennen. Niedriger und sanfter werden auch in der
Tat die Ufer der Mulde, die nicht mehr den harten Granit, sondern
den weicheren Tonschiefer zu durchbrechen hat. Wollen wir aber
das blätterartige Gefüge desselben, seine Biegungen und Faltungen
sehen, so bietet uns an der Haßlauer Brücke eine Felsenecke, die
lange Zeit als Naturwunder angestaunt wurde, die beste Gelegenheit.
Dort, wo sich das Tal immer weiter ausflacht, zweigt sich bei
Wilkau eine Nebenlinie, die uns über das gewerbfleißige
Kirchberg (8 T.) wieder zur oberen Mulde zurückführt, von der
Hauptbahn ab, welche die ganze Mulde begleitet und besonders den
Verkehr in diesem letzten Talstücke fördert, das wir kurz als das
reichbewohnte Verkehrstal bezeichnen können.
4. Und nun gehen wir noch einmal nach Aue zurück, wo sich
das obere und mittlere Laufstück der Mulde im Erzgebirge berühren.
Hier nimmt sie das stärkere Schwarzwasser auf, das uns in
anmutigen Windungen (anch auf der Bahnl) nach der Gebirgsstadt
Schwarzenberg führt (4 T.). Das alte Schloß ruht auf einem
Felsen, den das Dampfroß durchbraust. Am frischen Wasser stehen
die schönen Gebände des Bades Ottenstein. Hinter diesem steigen
die Felsenpromenaden auf, die das Tal ein Stück umgürten. In
weiterer Umgebung rauscht das Schwarzholz auf den Bergen um
die Stadt, die das Holz der Wälder selbst (Faßspundfabrik) ver-
arbeitet. Im Walde auf dem Fürstenberge aber, der nordöstl.
von der Stadt nach Grünhain zu liegt, wurde Prinz Albert
(8. Juli 1455) durch den Köhler Schmidt gerettet, dessen brave
Tat eine Gedenktafel am „Fürstenbrunnen“ verkündet. Steigen wir
noch höher in dem Tale des Schwarzwassers auf, so freuen wir