Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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sich freundliche Badegebäude, die dann weiter von einem Wäldchen mit 
belanbten Fußpfaden umschlossen werden. Im Wasser= und Sonnen- 
bade wird hier auf weiten Wiesenflächen auch das Garn des Flachses 
gebleicht. Besonders tief gräbt sich aber der Fluß weiterhin bei 
Wolkenstein in die Felsen ein. In senkrechter Wand steigen diese 
wohl gegen 80 m hoch auf und tragen ein Fürstenschloß (den Lieblings- 
sit Heinrichs des Frommen), aus dessen Fenstern wir über die 
malerische Landschaft, in das belebte Tal und tief hinab auf den 
grünlichen Spiegel der Zschopau blicken. An dieses Schloß lehnt 
sich auf der Hochfläche das Städtchen, dessen Bewohner (2¼ T.) 
sich namentlich von Ackerbau und Beerensiederei, von Posamenten- 
und Schuhwarenherstellung nähren. Zwanzig Minuten nordöstlich 
von Wolkenstein liegt in bewaldeter Talfalte die wärmste Heilquelle 
Sachsens (80 o C.), deren meergrünes Wasser aus der Tiefe künstlich 
gehoben und in die Baderäume geleitet wird. Dieses „Warmbad“ 
wird schon seit dem 14. Jahrhunderte (1385) namentlich gegen 
Blutarmut, Gicht und Hantkrankheiten erfolgreich angewendet. Durch 
Errichtung eines Kurhauses und mehrerer schöner Wohnhäuser, die 
einladend im Waldfrieden des stillen, grünen Tales liegen, hat es 
von Jahr zu Jahr immer mehr Kurgäste angezogen. So finden 
wir auf dem ersten Laufe der Zschopau nicht nur zwei 
muntere Bergflüsse (Sehma, Pöhla), sondern auch zwei 
schloßgekrönte Städtchen und zwei freundliche Bäder 
(Wiesenbad und Warmbad) unseres Vaterlandes 
3. Nachdem die Zschopan oberhalb Wolkensteins die muntere 
Preßnitz in sich aufgenommen und sich dadurch zu einem wirklichen 
Flusse ausgebildet hat, windet sie sich auf ihrem weiteren Gange in 
Bogen und Schleisen durch das mittlere Tal ihres Lanfes hindurch. 
Da treten die Felsen oft so nahe an den Fluß heran, daß förmliche 
Torwände entstehen. Die Fahrstraße verläßt ihn oft und zieht sich 
als Hochstraße (bei „Hohndorf") über die Berge hin. Nur ein schmaler 
Fußpfad läuft wohl an den Ufern hin, durchschneidet Wald und 
Wiese und ersteigt den Fels (den „Falkenhorst“ in der Nähe des 
Floßplatzes), um uns von ihm aus das schäumende Wasser in der 
jähen Tiefe zu zeigen. In ernster Waldeinsamkeit rauscht nun der 
Fluß einer zweiten, weit vorspringenden Felsenrippe zu und umzieht 
dieselbe in enger Schleife. Ein Teil des Wassers aber durcheilt die 
Felsenkante in einem Stollen, den ein Verurteilter im 16. Jahr- 
hunderte zur Rettung seines Lebens durchbrochen haben soll, und 
stürzt sich dann mit gewaltiger Wucht auf die Eisenräder (Turbinen) 
einer großen Spinnerei, so daß sich hier das Sausen der Spindeln 
mit dem Brausen des Wassers vereint. Auch die Bahn durchschneidet 
den kühn vortretenden Felsen, einen wahren „Scharfenstein“, dessen 
Rücken ein Schloß gleichen Namens trägt. Nach der Tiefe senkt 
es seine Kellerräume in den Steingrund, nach der Höhe aber reckt 
es einen runden, mit Birkengesträuch geschmückten Wartturm, der von 
den Wogen des dreißigjährigen Krieges erzählen kann. Unterhalb
	        
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