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Scharfensteins und Wilischthals, einer Bahn= und Fabrikkolonie,
sinken die Uferhöhen ab, und das Flußtal weitet sich zu einem
bequemen Ubergange aus. Hier überschritt den Fluß auch seit alters
eine Straße von Prag nach Leipzig. Zum Schutze dieses Uberganges
soll schon Heinrich I. die Burg Wildeck auf einer Felsennase gegründet
haben, die sich auf dem linken Zschopaunfer vorstreckt. Hinter der
Burg breitet sich der Markt der Stadt Zschopau (7 T) aus. Am
Fuße der Feste aber lagert ein fleißiges Fabrikviertel, das namentlich
Wollen= und Baumwollenweberei treibt. Die Stadt wird von frucht-
baren Gefilden umfaßt und gewährt in Geschichte und äußerer
Erscheinung das Bild einer Stadt, wie sie das Mittelalter auf
dentschem Boden mehrfach schuf. Bei ihrem Namen und den
Namen der Burgen „Wildeck“ und „Scharfenstein“ aber
wollen wir uus noch einmal der wilden Natur des mittleren
Gebirgstales der Zschopan erinnern.
4. Mit der wilden Zschopau eint sich nördlich von dem
Namensorte des Flusses die mildere Flöha. Schon die andere
Richtung des Flusses wird ench zur Erklärung dieser lieblicheren
Natur führen. Wo entspringt die Flöha? (Böhm.-Flöha.) Bei
welchem sächsischen Fabrikorte mündet sie? (Flöha.) In welcher
Richtung fließt sie demnach? In wie viele Teile kannst du auch
ihren Lauf zerlegen? Welches ist die auffällige Hauptrichtung des
Oberlaufes? Hier wird sie im Norden von schützenden Bergen
umschlossen. Welche Winde werden dadurch von ihrem Tale ab-
gehalten? Was für Lüfte werden daher in diesem hohen Gebirgs-
tale wehen? Was für Waldungen können sich nnn entfalten?
(Buchenwälder bei Olbernhau.) Die reine Luft und der schützende
Wald haben in einem Nebentale der oberen Flöha zur Anlage des
Gebirgskurortes Bad Einsiedel (751 m hoch) geführt. Es liegt
mit seiner Heilquelle fast mitten im Walde und findet selbst als
Winterbad Empfehlung. Diec schönen Gebirgshöhen des Flöhatales
tragen ferner würzige Gräser und Kränter, nähren kräftige Rinder
und erzeugen eine wohlschmeckende Butter. Diese wird besonders
von dem freigelegenen Sayda auf einer alten „Butterstraße"
nach Dresden geführt. Vor allem aber findet der Gebirgswald
eine ansgiebige, örtliche Verwendung. Die Holzgefäße, die wir
in Küche und Keller brauchen, die Jagden und Schäfereien, Noah—
archen und Soldaten, die euch die Eltern auf die Weihnachtstische
legen, werden hier gedrechselt, geschnitzt, geleimt und bemalt. Im
Mittelpunkte des Spielwarenbezirks liegt Seiffen, das mit den
umliegenden Dörsern unter streuger Arbeitsteilung selbst mit Hilfe
der Kinderhände gegen 2000 verschiedene Gegenstände fertigt. Um
den Kunstgeschmack zu heben und einen Uberblick der vielseitigen
Betriebe zu geben, ist unter Unterstützung des Staates eine Fach-
gewerbeschule angelegt worden, in der sich auch eine Ausstellung von
Spielwaren findet. Den Handel mit den gefertigten Waren, selbst
über die Fluten des Atlantischen Ozeans hin, betreibt Olbernhau,