Full text: Landeskunde des Königreiches Sachsen. Ausgabe A.

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die meisten Baumarten der Erde. In den klaren Gewässern wird 
künstliche Fischzucht (jährlich ein öffentlicher Lehrkursus) getrieben. 
Achtzig Eichen umschatten das Grabmal des berühmten Forstmannes 
Heinrich Cotta, eines Lehrers und Leiters der Forstanstalt. 
Aus den Trümmern einer Burg, welche sich auf Bergeshöhe über 
die malerisch gelegene Ortskirche erhebt, redet auch die Geschichte des 
Ortes zu uns. So haben wir in der Wilden Weiferitz einen 
Wald= und Wiesenfluß gefunden, den nicht bloß das 
königl. Jagdschloß Rehefeld, sondern anch die „Edle Krone“ 
und vor allem Tharandt schmücken, von dem besonders 
durch Verbreitung vernünftiger Waldpflege viel Segen 
über unser Vaterland geflossen ist. 
3. Der Wilden Weißeritz zur Seite „schäumt“ auch die Rote 
durchs Gebirge. Unerschöpflich fließt ihr aus dem Galgenteiche, der 
sich auf einer Höhenfläche westlich von Altenberg ausbreitet, neuer 
Wasservorrat zu. Bis nach Schmiedeberg hin läuft sie im oberen 
Gebirge. Ihr Tal ist eng, die Uferhöhen sind schwarz bewaldet 
(z3. B. die schwarze Tellkuppe, gegen 750 m), und die niederen 
Wohnhäuser mit dunklen Balken deuten auf Armut der Anwohner, 
die im Sommer fleißig Beeren sammeln. Zahlreiche Bingen und 
flechtenbewachsene Schutthalden zwischen Feld und Wiese drücken aus, 
daß auch hier einst reger Bergbau t(auf Zinn, Kupfer und Eisen: 
getrieben und der Name des Bergfleckens wahrscheinlich nach dem 
Begriff und der Aussprache des gemeinen Mannes aus „Schmiede 
werk“ abgeleitet wurde. Nun tritt die Weißeritz in das niedere 
Erzgebirge ein, die Täler (auch Nebentäler) weiten sich mehr aus, 
das Steinhaus tritt an die Stelle des Holzbaues, und der Feldbau 
verdrängt Wiesen- und Waldsluren. Hier liegt in fruchtbarer, au- 
mutiger Gegend die Stadt Dippoldiswalde, nach ihrem Gründer 
Dippold v. Lohmen genannt (3½ T.), deren schönster Schmuck außer 
der prächtigen Umgebung die uralte, 1882 erneuerte (romanische) 
Kirche ist, und die den Halmenreichtum der Felder in Strohflechtercien 
verarbeitet, also ein bodenständiges Gewerbe treibt, das sich auch 
in das Tal der Lockwitz und Müglitz hinein zieht. Sind die 
Ihren abgeschnitten, so werden die Halme geteilt, durch Schwefel 
gebleicht, im Wasser erweicht, dann in Streifen gerissen und besonders 
von Kinder und Frauenhänden geflochten. Ehe sich dann die Rote 
Weißeritz in einem engen Felsengrunde zu ihrer wilden Gefährtin 
lindurchwindet, fließt ihr aus einem rechtsseitigen Nebentale die 
Olsa zu. An deren Einmündung liegt das Städtchen Rabenan 
3 T.), nach dem der eben erwähnte Grund benanut wird. Dieser 
Ort beutet nicht bloß die Buchenbestäude seiner Umgebung und der 
overen Weißeritz ebei Kipsdorf und Bärenfels) aus, sondern verarbeitet 
auch ausländische Hölzer in der Fabrik der Sächs. Holzindustrie, die 
sich waldumwoben auf dem Boden einer alten Ranbritterburg erhebt, 
und aus der schmucke Möbel, besonders Stühle in allen Formen, 
hervorgehen. So hat uns nun die Rote Weißeris ihren
	        
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