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in der Seele des Erzgebirgers, die sich in der Genügsamkeit selbst
bei den Armsten zeigt, sich gern im Spaß entladet, nicht selten im
Liede erklingt, zur Fröhlichkeit bei den sonntäglichen Festen sich
steigert, leider aber auch oft genug in Vergnügungssucht ausartet.
Wohltuend berührt uns neben der frohen Laune und dem geweckten
Geiste auch die Geselligkeit und Höflichkeit des Erzgebirgers.
Er bildet gern Vereine, spart nicht mit seinem freundlichen Gruße
gegen den Fremden, weist diesen gern in seinen Bergen zurecht und
ist immer zu kleinen Diensten bereit. Wie aber vor allem ein
frommer, kirchlicher Sinn ihn durchdringt und über die
Mängel des Lebens hebt, haben wir nicht bloß an der Gewohnheit
des Bergmanns erkannt, seine Schicht mit Gebet zu beginnen, und
an den Bergaltären, die alte Kirchen schmücken, wir werden es auch
durch einen Blick in unser Gesangbuch erfahren, in dem wir fromme
Lieder der Söhne des Erzgebirges finden (Fleming und Kramert,
und namentlich an der sinnigen Feier des Weihnachtsfestes spüren,
das den armen Gebirgskindern wohl selten glänzende Geschenke,
aber sicher ein „Bethlehem“, einen „Berg“, eine „Krippe“", oder
eine „Pyramide“ von der Hand des Vaters bringt. Zuletzt mag
noch ausdrücklich hervorgehoben werden, daß der Erzgebirger mit
großer Liebe an seiner Heimat hängt. Mag er als Dienstbote
oder Soldat in die Städte des Niederlandes ziehen, mag er als
Hansierer oder Musikant selbst in die Ferne schweifen, der Gedanke
an die Berge und Täler der Heimat, an Wasser und Wald seines
Dorfes, an die traute Hütte am Wiesengrunde lebt so mächtig in
seiner Brust, daß es ihn wie den Wandervogel immer wieder zurück
ins Gebirge zieht. Das sind treffliche Züge des erz-
gebirgischen Wesens, Tugenden, die, wie sie natur-
gemäß in den Tälern erwachsen sind, auch bleibend
die Täler zieren mögen!
Schlußzusammenfassung: So geben nun zwar die
steinernen Massen dem Gebirge das Gefüge, die Berge die äußere
Form, die Erzlager den inneren Reichtum und Bäume und Blumen
den äußeren Schmuck, Bäche und Flüsse beleben seine Täler,
Verkehrsstraßen erschließen seine Wildnis, der Mensch aber erst be-
herrscht es nicht bloß, sondern drückt ihm auch in seinen Ansiedelungen
und seinen Arbeiten, vor allem in seiner wirtschaftlichen, geistigen
und sittlichreligiösen Entwickelung das Siegel seines Geistes auf.
IV. Lehrdichtung: (Aus: „Erzgebirgische Zufriedenheit“ von Röder.)
Ihr Kinner, sogt mr, wos ihr wullt, bei uns is wohrlich schie!
Mr hoom gerod net Pfahr un Guld, doch en zafriedne Si'!
Wechst ah be uns ka“ Citeru', ka' Wei' un anner Zeig:
Uns machen unnre Schwarzbeer fruh un viel Ahrdeppeln reich.
Wos untzet en dä viel Gelanz un a grußmächtiges Haus?
Is när as Sunntigswammes ganz, das Annre macht nischt aus.
Ho ich a Kihla in men Stall, do hats gar kane Nut,
2 Seila sindt sich ah noach ball — dr liebe Gott schofft Brud.