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Ritter zu fassen. Drüben aber winken ihm die freundlichen Zinnen
seines Schlosses Lichtenwalde ersehnte Rettung zu. Da drückt er
dem bäumenden Streitrosse die Sporen ein. Es setzt mit ihm in die
grausige Tiefe, „und der kühne, gräßliche Sprung gelingt, ihn be-
schützen höhrre Gewalten; wenn auch das Roß zerschmettert versinkt,
der Ritter ist wohl erhalten; und er teilt die Wogen mit kräftiger
Hand, und die Seinen stehn an des Ufers Rand und begrüßen
freudig den Schwimmer. Gott verläßt den Mutigen nimmer!“ So
dichtet unser Theodor Körner, um den kühnen Todessprung des
Ritters zu verherrlichen. Und wahrlich, beide Männer verdienen die
dankbare Verehrung, die aus den Erinnerungszeichen zu uns spricht.
Dem Ritter zu Ehren wird heute der Haustein „Harrasfelsen“
genannt, und eine vierkantige Säule am linken Ufer ist „dem tapferen
Springer“ geweiht. Dem Dichter zu Ehren aber winkt das Kreuz
von der schwindelnden Höhe des Felsens, und eine Eiche mit knorrigem
Astwerk, aber jugendlich frischer Belaubung trägt den Namen des
Sängers, der ja selbst auch als Held gefallen ist. Für uns aber
werden Fels und Eiche zu Abbildern der Kraft und
des Mutes, den Ritter und Dichter in Lied und Tat
bewährten.
2. Unter Lichtenwalde treten die Felsen wieder von der Zschopan
zurück, ein weites Becken erschließt sich unserm freieren Blicke. In
ruhiger Hebung steigt das rechte Ufer auf und trägt hier eine aus-
gedehnte Stadt, die mit ihrem Namen weit in die Vergangenheit
unseres Landes zurück, mit ihrem Getriebe aber recht in die Gegen-
wart desselben hineingreist. Es ist Frankenberg, die regste Stadt
im Zschopantale (13 T.), die uns an den kräftigen deutschen Volks-
stamm erinnert, der von Westen her die Flüsse übersetzte und bis in
die Berge der Zschopau vordrang. Gegemwärtig ist die Stadt durch
regen Gewerbefleiß eine Nachbarin von Chemnitz geworden. „Jegliches
Gewand, wozu die Baumwoll und des Widders Blies sich willig
sügen, sieht man hier entstehen. Es webt der Stuhl, mit klugem
Geist erdacht, der Kette ein den bunten Blumenflor, und glühnde
Farben gibt des Färbers Kunst dem rohen Stoff mit glücklich kluger
Wahl.“ Von der Fabrikstadt Frankenberg mag uus die Zschopan
ein wenig abwärts zu der Sachsenburg geleiten, die ebenfalls am
rechten, hohen Zschopanufer lehnt. An Stelle einer alten, längst
verfallenen Feste, dic als ein Stützpunkt gegen Sorben diente, ist sie
gegründet worden. Sie mahnt uns an den andern Stamm des
deutschen Volkes, der von Norden her in die heimatlichen Berge
drang. So schließt sich der belebte Fabrikort im Zscho-
pautale mit einem alten Schlosse an der Zschopauhöhe
zu einem engen Bunde zusammen, in dem nun Gewerb-
fleiß und Geschichte zweier tüchtiger Volksstämme ebenso
unzertrennlich stehen, wie am Hausteine Ritter und Dichter.
3. Folgen wir dem Flusse weiter, so führt er uns zwischen
Waldgehäugen und Wiesenauen nach Mittmeida hin, der Mittelstadt