Deutschland. 129
welcher errichtet ist zur Wahrung der Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit
ihrer im Bunde begriffenen Staaten und zur Erhaltung der innern und
äußern Sicherheit Deutschlands, welcher in seinem Innern besteht als eine
Gemeinschaft selbstständiger, unter sich unabhängiger Staaten, mit wechsel-
seitigen gleichen Vertragsrechten und Vertragsobliegenheiten, ein Bundesstaat
dem andern gegenüber von „nicht dulden“ und „nicht gestatten“ reden und
zu der Aeußerung gelangen wollte, „durch eigenes Eingreifen weiteren Folgen
unzulässiger Nachsicht vorzubeugen.“ Der Senat ist sich bewußt, in seinem
Verhalten den besprochenen Versammlungen gegenüber die Gesetze der freien
Stadt Frankfurt eben so wenig als die Gesetze des Bundes verletzt zu haben.“
20. Oct. (Baden). Der bisherige Gesandte in Wien, Frhr. v. Edels-
heim, wird an die Stelle Roggenbachs mit dem Titel eines Staats-
ministers (Roggenbach hatte nur den eines Ministerialpräsidenten)
ernannt und der (den Clericalen besonders verhaßte) Director des
Oberschulraths, Knies, als Geheimer Rath und Professor nach Hei-
delberg versetzt.
22. „ (Hannover). Ende der Ministercrisis: Die liberalen Minister
Hammerstein, Windhorst, Lichtenberg, Erxleben werden entlassen und
durch die HH. Bacmeister, Leonhardt, Hodenberg und Dietrichs
ersetzt. Die bisherigen Minister Brandis, Platen und Malortie
bleiben auch diesmal wieder.
23. „ (Schleswig). Der preuß. Gouverneur General Manteuffel
inspicirt die Truppen in Habersleben und empfängt die Beamten.
Ansprache an dieselben:
... Ich bitte, daß auch Sie meinen Erklärungen in Flensburg gemäß
handeln, damit Friede im Lande werde und die Nationalitäts-Jalousie ihr
Ende erreiche. ... Concentriren Sie die ganze Kraft in den Gedanken eines
gemeinsamen Vaterlandes Schleswig-Holstein, in dem Sie alle geboren und
erzogen sind, denn es hilft nun einmal nichts: Schleswig-Holstein ist schles-
wig-holsteinisch geworden. Ich muß noch einen zweiten Punkt, die Abtre-
tungsfrage berühren, um so mehr, da sie jetzt vielfach zur Agitation be-
nutzt wird. In Eckernförde (es gibt überall Agitatoren) hat man unter
dem Vorwande von Gerechtsamen und Erbprätentionen Unruhen hervor-
gerufen und dadurch das Interesse des Landes, welches nur durch bürger-
liche Ordnung gedeiht, gefährdet. Ich habe in Eckernförde ein strenges
Exempel statuirt, ich habe es bei Gott ungern gethan, aber mein König
hat mir befohlen, das Interesse des Landes müsse meine wichtigste Sache
sein, und Unruhen schaden demselben. Durch Strenge gegen einige We-
nige müssen Existenzen gesichert werden, welche durch Parteileidenschaft
bedroht sind. Ich warne auch hier im Norden vor allen Demonstratio-
nen, wo sie möglicherweise in dänischem Sinne ausfallen könnten;
ich dulde sie nicht. Der König Christian IX. hat seine Rechte an die Her-
zogthümer Sr. Maj. dem Kaiser von Oesterreich und Sr. Maj. meinem
allergnädigsten König übertragen. Das ist die einzige Basis, auf welcher
die gesetzliche Ordnung in diesem Lande erbaut werden kann. Wer dieser
Basis zuwiderhandelt, Der hat es mit mir zu thun. Man gaukelt jetzt
den Leuten von einem dritten dänischen Kriege vor. Sagen Sie doch den
Leuten, es sei Alles nicht wahr, sie sollten es doch nicht glauben, es sei nichts
als Agitation, durch welche man die Ruhe und das Glück dieses Landes in
die Ferne schiebe. Und noch Eins, wir fürchten den Krieg nicht, der Soldat
wünscht ihn, es ist unser Metier.... Ich gehe morgen nach der Königsau
und werde mir meine sieben Fuß Erde einmal ansehen.
9