Full text: Europäischer Geschichtskalender. Sechster Jahrgang. 1865. (6)

366 Amerika. 
tretern der ehrmaligen Rebellenstaaten, jedoch in etwas weniger bin- 
dender Fassung. 
14. Dec. Das Repräsentantenhaus wählt seine 9 Mitglieder in die ge- 
mischte 15r Commission beider Häuser: es werden 3 Radicale, 
3 Republikaner und 3 Democraten gewählt. Auf den Antrag 
Henderson aus Oregon beschließt das Haus ferner einstimmig, daß 
Verrath gegen die Union ein Verbrechen sei und bestraft werden 
müsse und endlich auf den Antrag Wilsons aus Jowa, mit 107 
gegen 56 Stimmen, daß alle auf die Vertretung der weiland so- 
genannten conföderirten Staaten bezüglichen Papiere dem gemischten 
Fünszehnerausschusse ohne Debatte zu überweisen seien und daß 
kein Mitglied von irgend einem der besagten sogenannten Staaten 
zugelassen werde, bis der Congreß solche Staaten oder einen be- 
stimmten derselben für vertretungsberechtigt anerkannt haben würde. 
16. „ Die Unionsregierung dringt immer entschiedener auf Beendigung 
der französischen Intervention in Mexico: 
Depesche Sewards an den Gesandten in Paris: „ Es 
ist nicht allein die Executive dieser Regierung, der die Frage nahe 
geht, ob der Fige Stand der Dinge in Merxico fortdauern soll. Das 
Interesse daran ist ein nationales, und jedenfalls ist der jetzt in Session be- 
findliche Congreß durch die Verfassung ermächtigt und gesetzlich berechtigt, 
der Action der Vereinigten Staaten in Bezug auf diesen wichtigen Gegen- 
stand die Richtung zu geben. Es ist der Wille des Präsidenten, daß Frank- 
reich über zwei Punkte unterrichtet werde, nämlich: 1) daß die Vereinigten 
Staaten den innigen Wunsch haben, aufrichtige Beziehungen zu Frankreich 
aufrecht zu halten und zu pflegen; 2) daß diese Politik in drohende Ge- 
fahr gerathen würde, wenn Frankreich es nicht mit seinen In- 
teressen und seiner Ehre vereinbar finden könnte, abzustehen 
von der ferneren bewaffneten Intervention in Merico, die 
den Zweck hat, die dort bestehende heimische republikanische Regierun gssorm 
zu stürzen und auf ihren Trümmern die ausländische Monarchie zu errichten, 
deren Jnangurirung in der mexicanischen Hauptstadt versucht worden ist. 
Zur Antwort auf Ihre Darlegung unserer Ansichten gab Ihnen Herr Drouyn 
de l’Huys zu verstehen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten den 
ausdrücklichen Wunsch des Kaisers, sich aus Mexico zurückzuziehen, begünstigen 
könnte, wenn sie ihm eine förmliche Zusicherung gäbe, daß unsere Regierung, 
im Falle seines Rückzugs, die Einsetzung Maximilians in Mexico als einer 
de facto bestehenden politischen Macht anerkennen würde. Es war mein 
Wunsch, indem ich die Depesche Nr. 300 abfaßte, im Namen der Ver- 
einigten Staaten die Entscheidung auszudrücken, daß die vom Kaiser 
an die Hand gegebene Anerkennung nicht geschehen kann, und 
zur Erklärung die Gründe jener Entschließung anzugeben. Ich habe die von 
Herrn Drouyn del'Huys in seiner Unterredung mit Ihnen gegen jene Ent- 
cheidung aufgestellten Gründe sorgsam erwogen, und ich finde darin keine 
genügende Ursache, die von den Vereinigten Staaten ausgesprochenen An- 
sichten zu modifiziren. Sie haben jetzt nur noch Herrn Drouyn de l'Huys 
mein tiefes Bedauern darüber anzuzeigen, daß er es für seine Pflicht erachtet 
hat, in seiner Besprechung mit Ihnen den Gegenstand in einer Verfassung 
zu lassen, die uns nicht zur Erwartung berechtigt, daß eine befriedigende 
Ausgleichung der Sache auf irgend einer bisher entdeckten Basis erzielt wer- 
den kann.“ 1 
18. „ Der Staatssecretär des Auswärtigen, Seward, verkündet durch