12 Allgemeine Chronik.
21. März. (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichs-
tags: auch die Einführung negativer Grundrechte wird mit 130 gegen
128 Stimmen abgelehnt, dagegen eine sehr wesentliche Erweilerung der durch
Art. IV und V bestimmten gemeinsamen Angelegenheiten beschlossen.
„ „ (Luxemburger Frage). Frankreich und Holland haben sich geeinigt:
Holland ist geneigt, Luxemburg an Frankreich abzutreten. Frankreich ver-
langt dringend, daß die Unterhandlungen mit Preußen ihm allein über-
lassen werden. ·
22. „ (Spanien). Das Regiment Narvaez erläßt ein sog. Sicherheitsgesetz,
das Spanien in eine Art permanenten Belagerungszustandes versetzt.
23. „ (Türkei). Die Aufgabe Mustapha Pascha's, Candia der Pforte wieder
zu unterwerfen, muß als definitiv gescheitert betrachtet werden, er wird daher
abberufen und durch Omer Pascha ersetzt.
„ „. (Verein. Staaten). Beide Häuser haben sich über einen Zusatz zum Re-
constructionsgesetz für den Süden geeinigt. Der Präsident legt sein Veto
auch dagegen ein, dasselbe wird aber mit Zweidrittelsmajoritäten um-
gestürzt. »
26. „ (Luxemburger Frage). Dem dringenden Verlangen Frankreichs zu-
wider macht der König von Holland doch dem preuß. Gesandten im Haag
die erste Mittheilung ron dem mit Frankreich getroffenen Arrangement.
„ (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichstags:
Der Antrag auf Schaffung eines förmlichen Bundesministeriums mit ver-
antwortlichen Bundesministern wird mit 177 gegen 86 Stimmen verworsen
und ebenso der Antrag Bennigsens auf Schaffung von Bundesministern
neben dem Bundeskanzler mit 127 gegen 126 Stimmen.
„ (Rußland). Ein kais. Ukas kündigt die vollständige Einverleibung Polens
in Rußland an und verordnet zunächst die Aushebung des bisherigen pol-
nischen Finanzministeriums, das im russ. Finanzministerium aufgeht. ·
„ (Holland). Die zweite Kammer genehmigt das neue Militärbudget und
die Reorganisation des gesammten Vertheidigungssystemes Hollands zu Lande
mit 54 gegen 14 Stimmen. ·
27. „ (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichs-
tags: Der Antrag Bennigsens wird nochmals gestellt und nochmals mit 140
gegen 124 Stimmen verworfen, dagegen der Bundeskanzler wenigstens aus-
drücklich für (moralisch) verantwortlich erklärt.
28. „ (Luxemburger Frage). Preußen hat von den Großmächten für seinen
Besitzstand wenig Unterstützung zu erwarten: Lord Stanley, der englische
Minister des Ausw., erklärt dem franz. Gesandten unumwunden, daß er für
seine Person den von Frankreich gemachten Erwerb Luxemburgs für recht-
mäßig erachte.
29. „ (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichs-
tags: Wahrheitsgetreue Berichte über die Verhandlungen werden mit großer
Mehrheit von jeder Verantwortlichkeit frei erklärt.
„ (Oesterreich). Die Landtagswahlen in Böhmen und Mähren ergeben
mit Hilfe des Großgrundbesitzes eine entschieden deutsch-gesinnte Majorität;
in Krain dagegen behalten die Slovenen das Uebergewicht.
30. „ (Deutschland. — Nordd. Bund). Verfassungsdebatte des Reichs-
tags: 136 gegen 130 Stimmen beschließen die Gewährung von Diäten und
Reisekosten an die Abgeordneten.
„ (Oesterreich). Der ungarische Landtag erhebt das sog. 67er Elaborat
über die gemeinsamen Angelegenheiten nach dem getroffenen Ausgleich mit
257 gegen 117 Stimmen zum Gesetz. «
„ (England). Die Königin sanctionirt das von beiden Häusern des Par-
laments angenommene Gesetz für Errichlung einer „Conföderation der britti-
schen Colonien Nordamerikas."
„ „ (Verein. Staaten). Der Congreß vertagt sich bis zum December, Doch