Die süddeuischen Staaten. 183
in der Linie (siehe oben Ziff. 1) ist Verheirathung und Auswanderung un-
statthaft. Gesetzliche Obsorge für Erhaltung tüchtiger Unteroffiziere wird
zugesichert. IV. Die Conferenz wird die Minima, unter welche in den Einzel-
gesetzgebungen nicht herabzugehen ist, bezüglich des zu den Kategorien 1—3
des § III beizuziehenden Procentsatzes der Bevölkerung festzustellen haben.
V. Die Versammelten bekennen sich, bezüglich der Organisation ihrer Armeen,
zu dem Princip, daß die Armeen so gleichartig eingetheilt und ausgerüstet
werden, als zu gemeinschaftlicher Action nöthig ist. VI. Sie werden sich
über die Instruction einer ad hoc unter dem Vorsitz Bayerns baldmöglichst
zu berufenden Militärcommission zu einigen haben. VII. Bezüglich der
Festungen Ulm und Rastatt wird ein Entschluß bis nach Beendigung der
möglichst zu beschleunigenden Liquidations-Verhandlungen aufzuschieben sein.
14. Jan. (Bayern). II. Kammer: Der (ultramontane) Abg. Ruland
interpellirt die Regierung bez. der Rechte der an Preußen abgetre-
tenen fränkischen Landstriche an gewisse Stiftungen, mit der Be-
merkung, „diese unverschuldeter Weise in preuß. Unterthanen ver-
wandelten Franken hielten fest an ihrem Heimatlande und würden
in ihrem Herzen nie einen anderen König anerkennen, wie auch die
edeln Hannoveraner ihre Treue dem alten Welfenhause bewahren.“
Fürst Hohenlohe beruhigt den Interpellanten bez. der Stiftungen,
erklärt aber Namens der Staatsregierung, daß sie „jede Zumuthung,
die mit der Aufrechthaltung des Friedensvertrags im Widerspruch
stehen könnte, zurückweisen müßte.“ Die Linke (Fortschrittspartei)
trägt auf eine Adresse an die Krone bez. des Verhältnisses zu Nord-
deutschland an:
Antrag und Motivirung der Linken: „Ein unter Parlament
und einheitlicher Centralgewalt geeinigtes Vaterland mit Autonomie seiner
Glieder in ihren besondern Angelegenheiten und mit gesicherten Freiheiten des
Volks ist unser Ziel. Damit dieses Ziel erreicht werde, muß der norddeutsche
Bund, den die Ereignisse des verwichenen Jahres hervorgerufen haben, zu
einer wirklichen nationalen Verbindung sich erweitern und ist es wünschens-
werth, daß der Beitritt der südwestdeutschen Staaten erfolge, noch ehe die
Verfassung des Bundes endgültig festgestellt ist, damit Regierungen und
Volk der Südstaaten auf diese Feststellung nicht ohne Einfluß bleiben. Unter
den Gründen, welche im Norden gegen jene Erweiterung geltend gemacht
werden, verlautet jetzt auch der, daß in Süddeutschland selbst keine Neigung
zum Beitritt bestehe. Deßhalb ist es Pflicht der Volksvertretungen im Süden
geworden, wenigstens diesen Vorwand für seine zeitweise Ausschließung von
dem Neubau des Vaterlandes durch unzweideutige Erklärungen zu beseitigen.
In ihrer Sitzung vom 30. August v. J. hat sich die bayerische Kammer der
Abgeordneten für engen Anschluß an Preußen erklärt. Dieser Anschluß bildet
auch heute noch, und so lange die organische Verbindung nicht etkeicht ist,
ein nothwendiges Postulat. Seine Modalitäten zu präcifiren, fehlte damals
die Zeit. Diese Präcisirung muß jetzt nachgeholt werden, damit kein Zweisel
darüber bleibe, wie dieses hohe Haus zu der wichtigsten Frage der Gegen-
wart sich verhält. Allianz mit Preußen, als dem Führer des Nordens, zur
ungeschmälerten Erhaltung des deutschen Gebiets, Anschluß Bayetus an die
norddeutsche Kriegsmacht behufs gemeinschafklicher Vertheidigung ünter preu-
ßischer Führung im Kriegsfalle und eine Einrichtung des bayerischen Heeres,
welche im angeregten Falle die sofortige Cooperalion sichert, sallen in den
verlangten Anschluß. Der Anschluß sert, wirt eine Reorgänkkation des
Zollvereins begünstigen, die uns der fortwährenden Gefahr der Kündigung