184 Die süddeutschen Staaten.
auf kurze Zeit entzieht, und wenigstens für Zoll= und Handelsfragen, sowie
für die damit verwandten Gegenstände eine Mitwirkung der Südstaaten im
Bundesrathe und im Parlamente gewähren. Auch hierüber ist dieses hohe
aus sich auszusprechen veranlaßt. Ueber alles dieses seine detaillirten An-
chauungen vor den Thron zu bringen, blietet sich dem hohen Hause der Weg
der Adresse dar, der umsomehr zu betreten sein wird, als kein anderer in
gleich ausreichender Weise sich wirksam zeigen dürste. Sollte, wie wir hoffen,
die k. Staatsregierung die Anschauungen, welche wir bei dem hohen Hause
voraussetzen, theilen, so wird die Adresse dazu dienen, den diplomatischen
Verhandlungen Nachdruck zu verleihen, und daher auch in diesem Falle an-
gezeigt sein. Aus allen diesen Gründen stellen wir den Antrag: Hohe
Kammer wolle in Betreff des in der Sitzung vom 30. Angust v. J. im
Princip bereits als nothwendig erkannten engen Anschlusses an Preußen,
dann in Betreff der Reorganisation des Zollvereins die Erlassung einer Adresse
an Se. Maj. den König beschließen und zur Entwerfung der Adresse einen
besondern Ausschuß von 15 Mitgliedern bestellen.“
— Jan. (Baden). Die Regierung erklärt sich bereit, das im vorher-
gehenden Jahre 1866 gemachte Zwangsanlehen schon auf den 1.
März l. J. wieder zurückzubezahlen.
18.„ (Hessen). Das definitive Resultat der Landtagswahlen ergibt:
Rechte 21, Centrum 11, Fortschrittspartei 13, Demokraten 3 Mit-
glieder.
19.„ (Bayern). II. Kammer: Debatte über den Antrag der Linken
auf eine Adresse an die Krone. Erklärung des Fürsten Hohenlohe
im Namen des Gesammtministeriums:
„Der Ihnen vorliegende Antrag gibt mir die erwünschte Gelegenheit,
die Stellung zu bezeichnen, welche die Staatsregierung der deutschen Frage
gegenüber einzunehmen beabsichtigt. Ich werde versuchen, dieses mit mög-
lichster Bestimmtheit zu thun. Nach der Auflösung des deutschen Bundes
und mit dem Austritt Oesterreichs aus Deutschland ist die Stellung der
deutschen Mittelstaaten vollkommen verändert und unleugbor gefährdet. Ich
unterlasse es, einen Rückblick auf die bayerische Politik der letzten Jahre zu
werfen und zu untersuchen, ob Bayern Mittel und Gelegenheit geboten waren,
dieser gefahrvollen Wendung vorzubeugen. Die praktische Politik ist ange-
wiesen auf die Thatsachen der Gegenwart; die Vergangenheit kann sie der
Beurtheilung der Geschichte überlassen. Meine Herren! Ich habe zu ver-
schiedenen Zeiten die Gelegenheit gehabt, mich über das Verhältniß Bayerns
zu Deutschland auszusprechen und habe dies stets mit größter Offenheit
gethan. Ich bezeichne auch heute noch als den Zielpunkt der bayerischen
Politik: Die Erhaltung Deutschlands, Einigung der Gesammtzahl der deut-
schen Stämme und, soweit dieß nicht möglich ist, der größeren Zahl derselben
zu einem Bunde, geschützt nach Außen urg eine kräftige Centralgewalt und
im Innern durch eine parlamentarische Versassung, unter gleichzeitiger Wahr-
ung der Integrität des Staates und der Krone Bayern. Wenn ich nun,
meine Herren, diesen Bund als den Zielpunkt der bayerischen Politik aner-
kenne, so darf ich mich doch der Wahrnehmung nicht verschließen, daß ein
solches Ziel jetzt und unmittelbar nicht zu erreichen ist. Preußen war beim
Abschlusse des Prager Friedens veranlaßt, sich auf die Bildung eines engern
Bundesverhältnisses nördlich von der Linie des Maines zu beschränken und
hat diese Beschränkung durch Unterzeichnung des Friedensvertrages als für
sich bindend anerkannt. Sie können diese Thatsache beklagen, Sie
werden aber die Folgen nicht bestreiten können, welche sich daran knügpsen.
Es folgt daraus, das Preußen jeden Versuch der süddeutschen Staaten, der