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Otsterreich.
28. Jan. (Ungarn). In Folge der Ausgleichsunterhandlungen in Wien
30.
beginnt das 67er Comité des Unterhauses nunmehr die Berathung
des Elaborats des 15er Subcomité bezüglich der sog. gemeinsamen
Angelegenheiten.
„ (Croatien). Der Statthaltereirath intimirt allen Municipien
eine Hofkanzlei-Verfügung bez. unbedingte Durchführung des octroy-
irten Heerergänzungsgesetzes vom 28. Dec. 1866.
— Febr. Allg. Landtagswahlen in den deutsch-slavischen Kronländern
behufs des Zustandebringens des außerordentlichen Reichsraths.
Hartnäckige Wahlkämpfe. In Böhmen, Mähren und Krain siegen
die Czechen über die Deutschen, in den rein deutschen Provinzen die
Partei für treues Festhalten an der Verfassung.
Niederösterreich: In Wien wird gar kein Regierungscandidat gewählt;
in der innern Stadt erhält der niedrigst Gewählte noch 1176, der höchsle
Regierungscandidat nur 78 Stimmen. Dagegen siegen in den Wahlen der
Großgrundbesitzer die Feudalen nach heftigem Kampfe: von 200 Berechtigten
sind 175 anwesend und diese wählen 12 Feudale und nur 1 Verfassungstreuen
(bei einer absoluten Majorität von 88 Stimmen erhalten 12 Candidaten der
verfassungstreuen Partei 82—87 Stimmen). Böhmen: Die Curie der
Städte wählt 46 Deutsche und 41 Cszechen, die Curie der Landgemeinden
29 Deutsche und 50 Czechen, die Curic der Großgrundbesitzer (bei 190 feudal-
czechischen und 175 verfassungstreuen Stimmen) 70 seudal-czechische Land-
tagsabgeordnete, so daß im Landtage 161 czechische Stimmen 75 Deutschen
gegenüberstehen werden. Mähren: Im Ganzen werden 56 Cezechen gegen
44 Deutschgesinnte gewählt; die Wahlen des Großgrundbesitzes sind dabei
weit überwiegend auf Feudale und nur auf eine Minderheit von Deutsch-
gesinnten gefallen. In Krain erringen die Slovenen in den Landgemeinden
und Städten einen vollständigen Sieg, während die Wahlen der Großgrund-
besitzer entschieden deutsch ausfallen. Auch in Steiermark wählt die
Gruppe der Landgemeinden Untersteiermarks lauter Slovenen. Kärnthen
dagegen wählt ganz deutsch. In Galizien werden die Ruthenen fast ganz
verdrängt: 120 Polen oder polnisch -gefinnte Ruthenen werden bloß 31
National-Ruthenen gegenüberstehen. In Deutschtyrol setzt der Clerus
alle Hebel in Bewegung und erringt auch das totale Uebergewicht außer im
Großgrundbesitz, dessen 10 Wahlen sämmtlich auf Liberale fallen; in Wälsch-
tyrol siegen die Italienisch-Gesinnten und werden von den Gewählten kaum
2 oder 3 nach Innsbruck gehen.
„ Das Ministerium Belcredi-Beust ist in Folge der Unterhand-
lungen mit Ungarn in voller Auflösung begriffen. Beust dringt
darauf, daß der außerordentliche Reichsrath fallen gelassen und der
engere Reichsrath einberufen werde, um mit ihm den Ausgleich zu
vereinbaren. Belcredi bietet seine Entlassung an.
„ Die Unterhandlungen mit Preußen über den Abschluß eines
neuen Handelsvertrags zwischen Oesterreich und dem Zollverein
werden sistirt, da Preußen erklärt, die von Oesterreich geforderte
Herabsetzung des Weinzolls nicht zugestehen zu können, bevor nicht
Frankreich das Großh. Mecklenburg seiner Verpflichtungen entlasse
und dadurch den Eintritt desselben in den Zollverein ermögliche,