Gesterreich. 285
erträgnisse aus beiden Reichshälften den Vorschlag zu machen, den
Beitrag der im Reichsrath vertretenen Länder zu den gemeinsamen
Kosten auf 69 0, denjenigen der Länder der ungarischen Krone auf
310 zu bemessen.
14. Sept. (Ungarn). Gen. Türr besucht Pesth; es wird ihm ein
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Fackelzug gebracht und Türr ergreift die Gelegenheit sich entschieden
für das Ministerium und den Ausgleich mit Oesterreich auszu-
sprechen.
„ Die Ministerien beider Reichshälften haben sich geeinigt und
schlagen den Deputationen übereinstimmend vor, die Beitragsquoten
zu den gemeinsamen Ausgaben auf 70 und auf 30 0) zu stellen.
Was die Staatsschuld betreffe, so möge die westliche Reichshälfte
eine Vorbelastung von jährlich 25 Mill. übernehmen und der Rest
ebenfalls im Verhältniß von 70 und 30 0 getragen werden.
„ (Ungarn). Das Ministerium muß zum vierten Mal an weniger
lässige Steuerzahlung mahnen und stellt dießmal strenge Strafen in
Aussicht.
„ Der Reichskanzler Beust wird auf dem Wege nach Reichenberg
in Brünn glänzend empfangen und erwiedert eine Ansprache mit
einer Andeutung bez. des heranziehenden Sturmes gegen das
Concordat:
„Ihr Vertrauen ist mir jetzt doppelt werthvoll, wo der Weg, den ich
wandle, hie und da wohl enger und mühsamer wird, wie das wohl nicht
anders sein konnte. Ich hoffe, Sie werden nicht vergessen, daß derjenige, der
einen steilen Pfad hinaufschreitet, von Zeit zu Zeit Athem schöpfen muß,
damit er nicht erliege, und daß der nicht sein Ziel außer Auge verliert und
nicht von demselben abweicht, der nicht die abschüssigste Stelle
wählt, um den Berg hinaufzukommen.“
„ Auzgleichsdeputationen: Die reichsräthliche Deputation beschließt
einstimmig, der ungarischen einen Antrag zu machen, der wesentlich
mit den Vorschlägen der Ministerien übereinstimmt. Subcomités
beider Deputationen sollen zusammentreten, um die schließliche Ver-
ständigung vorzubereiten.
„ Besuch des Reichskanzlers in Reichenberg. Tischrede desselben
bei dem ihm gegebenen Festmahl (Ausfall gegen die russischen
Sympathieen und Demonstrationen der Czechen).
„ Ausgleichdeputationen: Die Subcomités beider Deputationen treten
mit den beiden Finanzministern zusammen.
Der ungarische Finanzminister erklärt: Ungarn wolle und könne
nach dem zum Gesetz erhobenen 67er Elaborat von der Ende 1867 ver-
bleibenden Staatsschuld, zu deren Mitübernahme eine rechtliche Verpflichtung
für das Land nicht bestehe, nicht mehr beitragen als von den Landesein-
nahmen nach Bestreitung der Quote für die gemeinsamen Auslagen (der
Landesvertheidigung und der auswärtigen Angelegenheiten) und der Kosten
der Landesverwaltung erübrige; es sei ihin unmäöglich wegen der Staats-
schuld ein Deficit auf sich zu nehmen. Ferner sei vom Gesetze gefordert,