Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

354 Frankrelch. 
Ein Schreiben des Königs Victor Emanuel gewährt keine Be- 
ruhigung. Der Befehl zur Einschiffung der Truppen geht nach 
Toulon ab. 
20. Oct. General Failly geht nach Toulon ab, um den Oberbefehl über 
die neue römische Expedition zu übernehmen. 20,000 Mann sind 
nach Toulon auf dem Wege. Die Antwort der ital. Regierunz 
trifft ein und lautet ablehnend oder doch ausweichend. Die Brigade 
Polhès wird in Toulon eingeschifft und die Dampfer heizen zur 
Abfahrt. 
21. „ In Folge der Entlassung Rattazzi's und der Berufung Cial= 
dini's in Florenz wird der Abgang der Expedition nach Rom rer- 
erst wieder sistirt und die bereits eingeschiffte Artillerie wieder aus- 
geschifft. Die Truppen bleiben inzwischen in Toulon und beziehen 
ein Lager. 
23. „ Der Kaiser von Oesterreich trifft in Paris ein. 
25. „ Auf die Nachricht, daß Cialdini in Florenz kein Ministerium zu 
Stande bringe, beschließt der Ministerrath unter dem Vorsitze des 
Kaisers die Ausführung der Intervention in Rom und in der Nacht 
geht der Befehl zur Einschiffung der Truppen nach Toulon ab. Zu- 
gleich richtet der Minister des Ausw. Moustier eine Circulardex. 
an die Vertreter Frankreichs im Auslande über die Absicht und die 
Tragweite der Intervention und regt die Idee eines Congresses der 
Mächte behufs Erwägung der römischen Frage an. 
„Wir wollen uns nicht damit befassen, die aufeinandersolgenden Zwischen- 
sälle aufzuzählen, welche die Krisis hervorgerufen und bis zu ihren Cen- 
sequenzen getrieben haben, eine Krisis, die ebenso bedrohlich für die Sicher- 
heit des heil. Stuhles als gefährlich für die wahren Interessen Italiens ist. 
Es genügt uns, diese Krisis von dem Gesichtspunkt unseres Rechtes und 
unserer Ehre ins Auge zu sassen und die Pflichten darzuthun, die sich für 
uns daraus ergeben. Der Septembervertrag wurde von der italienischen Re- 
gierung hervorgerusen und aus freien Stücken unterzeichnet. Er legte ihr 
die Verpflichtung auf, die Grenzen der päpstlichen Staaten nachdrücklich gegen 
Angriffe von Außen zu schützen. Niemand kann heule mehr bezweifeln, daß 
diese Verpflichtung nicht erfüllt wurde, und daß wir im Rechte seien, die 
Dinge in den Stand zurückzuversetzen, in welchem sie sich vor der leyalen 
und vertrauensvollen Ausführung unserer eigenen Verbindlichkeiten, durch die 
Räumung Noms, besanden. Unsere Ehre legt uns sicherlich die Pflicht auf, 
nicht mißzuverkennen, welche Hoffnungen die katholische Welt auf einen Akt 
gegründet hat, der unsere Unterschrift trägt. Wir halten indeß auch darauf 
auszusprechen, daß wir in keiner Weise eine Occupation erneuern wollen, 
deren Bedeutung wir, besser als irgend Jemand, ermessen. Wir werden ren 
keinem seindseligen Gedanken gegen Italien beherrscht; wir bewahren ein 
treues Gedächtniß für die Bande, die uns mit ihm vereinen; wir sind abe: 
auch überzeugt, daß der Geist der Ordnung und Gesetzlichkeit, die einzize 
Grundlage seines Gedeihens und seiner Größe, sich alsbald offen und deutlic 
bethätigen werde. Sobald das päpstliche Gebict befreit und die Sicherbeit 
wiederhergestellt sein wird, werden wir unsere Aufgabe vollendet haben und 
uns zurückziehen. Aber von nun an müssen wir auf das gegenseitige Ver- 
hältniß zwischen Italien und dem heil. Stuhl die Aufmerksamkeit der Mäckte
	        
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