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Ein Schreiben des Königs Victor Emanuel gewährt keine Be-
ruhigung. Der Befehl zur Einschiffung der Truppen geht nach
Toulon ab.
20. Oct. General Failly geht nach Toulon ab, um den Oberbefehl über
die neue römische Expedition zu übernehmen. 20,000 Mann sind
nach Toulon auf dem Wege. Die Antwort der ital. Regierunz
trifft ein und lautet ablehnend oder doch ausweichend. Die Brigade
Polhès wird in Toulon eingeschifft und die Dampfer heizen zur
Abfahrt.
21. „ In Folge der Entlassung Rattazzi's und der Berufung Cial=
dini's in Florenz wird der Abgang der Expedition nach Rom rer-
erst wieder sistirt und die bereits eingeschiffte Artillerie wieder aus-
geschifft. Die Truppen bleiben inzwischen in Toulon und beziehen
ein Lager.
23. „ Der Kaiser von Oesterreich trifft in Paris ein.
25. „ Auf die Nachricht, daß Cialdini in Florenz kein Ministerium zu
Stande bringe, beschließt der Ministerrath unter dem Vorsitze des
Kaisers die Ausführung der Intervention in Rom und in der Nacht
geht der Befehl zur Einschiffung der Truppen nach Toulon ab. Zu-
gleich richtet der Minister des Ausw. Moustier eine Circulardex.
an die Vertreter Frankreichs im Auslande über die Absicht und die
Tragweite der Intervention und regt die Idee eines Congresses der
Mächte behufs Erwägung der römischen Frage an.
„Wir wollen uns nicht damit befassen, die aufeinandersolgenden Zwischen-
sälle aufzuzählen, welche die Krisis hervorgerufen und bis zu ihren Cen-
sequenzen getrieben haben, eine Krisis, die ebenso bedrohlich für die Sicher-
heit des heil. Stuhles als gefährlich für die wahren Interessen Italiens ist.
Es genügt uns, diese Krisis von dem Gesichtspunkt unseres Rechtes und
unserer Ehre ins Auge zu sassen und die Pflichten darzuthun, die sich für
uns daraus ergeben. Der Septembervertrag wurde von der italienischen Re-
gierung hervorgerusen und aus freien Stücken unterzeichnet. Er legte ihr
die Verpflichtung auf, die Grenzen der päpstlichen Staaten nachdrücklich gegen
Angriffe von Außen zu schützen. Niemand kann heule mehr bezweifeln, daß
diese Verpflichtung nicht erfüllt wurde, und daß wir im Rechte seien, die
Dinge in den Stand zurückzuversetzen, in welchem sie sich vor der leyalen
und vertrauensvollen Ausführung unserer eigenen Verbindlichkeiten, durch die
Räumung Noms, besanden. Unsere Ehre legt uns sicherlich die Pflicht auf,
nicht mißzuverkennen, welche Hoffnungen die katholische Welt auf einen Akt
gegründet hat, der unsere Unterschrift trägt. Wir halten indeß auch darauf
auszusprechen, daß wir in keiner Weise eine Occupation erneuern wollen,
deren Bedeutung wir, besser als irgend Jemand, ermessen. Wir werden ren
keinem seindseligen Gedanken gegen Italien beherrscht; wir bewahren ein
treues Gedächtniß für die Bande, die uns mit ihm vereinen; wir sind abe:
auch überzeugt, daß der Geist der Ordnung und Gesetzlichkeit, die einzize
Grundlage seines Gedeihens und seiner Größe, sich alsbald offen und deutlic
bethätigen werde. Sobald das päpstliche Gebict befreit und die Sicherbeit
wiederhergestellt sein wird, werden wir unsere Aufgabe vollendet haben und
uns zurückziehen. Aber von nun an müssen wir auf das gegenseitige Ver-
hältniß zwischen Italien und dem heil. Stuhl die Aufmerksamkeit der Mäckte