Frankrelch. 357
Regierungen den Vorschlag, welchen wir ihnen machen, sich in einer Con-
ferenz zur Prüfung dieser wichtigen Fragen zu vereinigen, mit Bereitwillig-
keit annehmen werden. Indem sie so die Thatsachen mit Ruhe und Auf-
merksamkeit erörtern, wird diese Versammlung, welche untergeordneten Rück-
sichten unzu gänglich sein wird, die Grundlagen für eine Arbeit finden, deren
Grenzen wir den Augenblick nicht bestimmen dürsen, und deren Resultate
wir nicht vorauszusehen vermögen. Wollen Sie diesen Gegenstand der Auf-
merksamkeit der Regierung unterbreiten, bei welcher Sie accreditirt sind.
Unsrerseits haben wir das Vertrauen, daß diese Regierung sich nicht bedenken
wird, eine günstige Antwort zu geben, und daß sie erkennen wird, wie
günstig die Umstände zu einer unmittelbaren Zusammenkunft der Bevoll-
mächtigten sind."“
12. Nov. Der „Moniteur" erklärt, daß die franz. Truppen nicht in Rom
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bleiben, sondern allmälig in Civitavecchia concentrirt werden sollen.
„ Modification des Ministeriums: Lavalette wird entlassen und
Pinard (mit clericaler Färbung) zum Minister des Innern ernannt,
Nouher gibt das Finanzministerium an Magne ab.
„ Marschall Bazaine wird zum Nachfolger Forey's in Nanch
ernannt.
„ Eröffnung der Kammern. Thronrede des Kaisers:
. .. Seitdem Sie auseinandergegangen sind, haben ungewisse Besorg-
nisse den öffentlichen Geist in Europa befallen und überall die gewerbliche
Bewegung und den Handelsverkehr eingeschränkt. Trotz der Erklärungen
meiner Regierung, deren friedliche Haltung nie eine Wandelung erfahren
hat, hat man den Glauben verbreitet, daß jede Umänderung der inneren
Staatseinrichtungen Deutschlands eine Ursache des Confliktes sein müsse.
Dieser Zustand der Ungewißheit darf nicht länger dauern. Man muß die
jenseits des Rheines eingetretenen Veränderungen ofsfen annehmen, ver-
kündigen, daß so lange unsere Interessen und unsere Würde nicht
bedroht sind, wir uns nicht in Umgestaltungen einmischen, die
durch den Wunsch der Bevölkerungen bewerkstelligt werden. Die Besorgnisse,
die sich kundgegeben haben, erklären sich schwierig zu einem Zeitpunkt, wo
Frankreich der Welt das achtunggebietlendste Schauspiel der Versöhnung und
des Friedens geboten hat. — Die Weltausstellung, zu der sich beinahe
alle Herrscher Europa's zusammengefunden hatten, wo sich die Vertreter der
arbeitenden Klassen aller Länder begegneten, hat die Bruderbande zwischen
den Nationen fester geschlungen. Die Ausstellung ist nun vorüber, allein
ihre Spur wird unserer Zeit tief eingeprägt bleiben, denn wenn auch, nach-
dem sie sich so majestätisch eröffnet, die Ausstellung nur in vorübergehendem
Glanze strahlte, so hat sie doch für immer die Vorurtheile und Irrthümer
der Vergangenheit vernichtet. Hemmnisse der Arbeit und der geistigen
Thätigkeit, Schranken zwischen den verschiedenen Völkern und den verschiedenen
Ständen, internationalen Haß, alles dies hat sie weit hinter sich zurückge-
drängt. Diese unbestreitbaren Unterpfänder der Eintracht können uns der
Verpflichtung nicht entheben, die militärischen Einrichtungen Frank-
reichs zu verbessern. Es ist für die Regierungen eine gebieterische Pflicht,
unabhängig von den äußern Verhältnissen, den Fortschritt in allen Elementen,
welche die Stärke des Landes ausmachen, weiter zu verfolgen, und es ist für
uns eine Nothwendigkelt, unsere militärische Organisation, wie unsere Wassen
und unsere Marine zu vervollkommnen. Der dem Gesetzgebenden Körper
vorgelegte Gesetzentwurf vertheilte die Lasten der Rekrutirung auf alle Bürger.
Dieses System wurde als zu absolut angesehen, und man hat dessen Trag-
weite durch Vermittlungen zu mildern gesucht. Seitdem habe ich geglaubt,