Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

Ftrankrtich. 361 
Opposition in Unterhandlungen einzulassen, was immer mit dem Sieg dieser 
Opxosition ende. Die französische Negierung habe unter diesen Umständen 
nichts anderes thun können, als die Bewegung ausfmerksam zu versolgen, zu 
warnen und, nachdem Warnunzgen nichts mehr sruchteten und die Ereignisse 
drängten, einzuschreiten. Im. Ausland glaube man gerne an das, was die 
Oppositionsblätter sagen; man bilde sich ein, daß sie die Meinung des Landes 
ausdrücken. (Ironisches Gelächter.) So habe man auch in Italien gedacht, 
Frankreich werde passiv bleiben, weil die Presse sich gegen die Intervention 
erklärt habe. In diesem Sinne falle ein Theil der Mitschuld für die stei- 
gende Kühnheit der Italiener auf die französische Oppositionspresse. „Hier 
sitzt der Ursprung des Uebels, hier die Quelle der Verwirrung, welche man 
in den Geisiern selbsi inmitten dieser großen Stadt verbreitete; hier ent- 
sprangen die verhängnißvollen Illusionen, welche jene Unglücklichen auf die 
Felder von Mentana lockten.. Ja, wir haben intervenirt. Diese Inter- 
vention gegen regellose Banden, welche über das Leben der Völker versügen 
wollen, war sie ctwa ausschließlich durch die Interessen Noms geboten? 
War sie nicht auch ein energischer Schutz des Thrones Viktor Emannels? 
War die Rerolution, Herrin in Rom, nicht einige Tage später Herrin in 
Florenz! Indem wir Nom vor der Invasion retteten, retteten wir Italien 
vor der Anarchie. Ich sage vielleicht nicht genug; ich habe vielleicht nicht 
genug die Complotte enthüllt, welche in Genf geschmiedet wurden; denn die 
Ansteckung der Demagogie hat beinahe Paris gestreist. (Bewegung.) Es be- 
stand in der That der elende Versuch einen Aufrufs zu den Wassen, welchen 
ich in Händen habe, und der kläglich scheiterte. Denn alle Nevolutionäre 
kennen sich, alle Rädelsführer verstehen sich, alle schlechten Leidenschaften sind 
eng verwandt mit einander. Es gab drei Schlagwörter in dieser Frage: 
Nom, Florenz, Paris. (Ja, jal So ist es!) Wir haben uns wegen dieser 
elenden Anschläge keinen Kummer gemacht. Alle Regierungen sind ihnen 
ausgesetzt; es ist das gewissermaßen der Bodensatz aller schlechten Leiden= 
schaften, der sich in den untersten Schichten der Gesellschaft ansammelt, manch- 
mal an die Oberfläche steigen will, und den man dann mit ein Bischen 
Festigkeit und Energie niederwirft.“ Hierauf gelangt nun der Staateminister 
zu dem Programm der Reglerung für die Folgezeit; er will es ohne Rück- 
halt aussprechen: „Die nach Rom geschickten Truppen werden dort bleiben, 
so lange die Sicherheit des heil. Vaters es nöthig machen wird, und unter 
dem Worte Sicherheit versteht die Regierung nicht nur die Ruhe auf dem 
Gebiete des heil. Stuhls, sondern auch ernstliche Bürgschaften, welche die 
italienische Regierung nach den erfahrenen Täuschungen geben muß. Auf der 
Conferenz, welche statthaben soll, werden wir mit unserer Vergangenheit und 
mit unserer gegenwärtigen Haltung erscheinen, ohne irgend etwas auszugeben, 
irgend etwas zu verleugnen. Was wollen Sie mehr, da der am nächsten 
Betheiligte, der Papst selbst, die Conserenz beschicken will! Es liegt ein 
Dilemma vor, sagt man: Der Papst bedarf Roms für seine Unabhängigkeit, 
und Italien verlangt es für seine Einheit. Nun denn, wir erklären im 
Namen der französischen Regierung: Italien wird sich Roms nicht bemächtigen! 
(Stürmischer Beifall.) Nein! Niemals! (Sehr viele Stimmen: Niemals! 
Niemals!) Niemals wird Frankreich diese Gewaltthat gegen seine Ehre und 
gegen den Katholizismus ertragen! (Neuer Beifall.) Es verlangt die ener- 
gische Ausführung des Vertrags vom 15. Sept., und wenn dieser Vertrag 
in der Zukunft nicht seine wirksame Anwendung findet, so wird Frankreich 
sich selbst an seine Stelle setzen. Ist das klar?" (Ja, jal — nochmaliger, 
nicht enden wollender Beifall.) Der Minister versichert nun, von dieser 
Kundgebung ergriffen, daß Frankreich nie diesen Standpunkt verleugnet habe. 
Was einen falschen Schein auf die französische Regierung habe werfen können, 
das seien ihre Sympathien für die italienische Einheit. Frankreich wolle sein 
eigenes Werk nicht vernichten, es wolle das Nebeneinanderbestehen Roms und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.