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21. Juli. Die Gefahr einer gewaltsamen Unternehmung gegen Rom wird
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drohender. In Genua und a. and. Orten finden Volksversamm—
lungen statt, die sich offen zu der Absicht bekennen. Garibaldi und
Mazzini scheinen sich zu diesem Ende hin genähert und verständigt
zu haben. Die Mittelmeerflotte unter Admiral Ribotti geht von
Spezia nach Gaöta ab, um die römische Küste zu überwachen und
eine Landung von Freischaaren zu verhindern.
„ Die II. Kammer beschließt nach dem Antrage der Budzget-
commission, daß das Budget für 1868 mit allen nur möglichen Er-
sparungen außer den bereits festgesetzten aufgestellt werden solle und
beauftragt die Budgetcommission, darüber einen summarischen Bericht
beim Beginn der nächsten Session vorzulegen.
„ Gewaltige Aufregung der öffentlichen Meinung über den Brief
Niels (s. Frankreich) und die Sendung des franz. Generals Dumont
nach Rom (s. Rom). Rattazzi kann sich der Interpellationen
darüber in der II. Kammer nur mit Mühe erwehren. Die Re-
gierung beruft den Gesandten in Paris, Hrn. Nigra, nach Florenz,
um sich zu rechtfertigen.
„ II. Kammer: Schluß der Debatte über das Kirchengütergesetz.
Rattazzi verlangt die Bewilligung von 400 Mill. (statt der ur-
sprünglichen 600 Mill., indem 200 davon für die Beseitigung des
Zwangscurses der Vanknoten bestimmt waren und darauf nun vor-
erst verzichtet werden will) in der Weise, daß die Regierung für
diese Summe fünfprozentige Titel ausgeben dürfe, die bei dem Ver-
kauf der Kirchengüter für voll angenommen werden. Das Begehren
wird von der Rechten (der sog. Consorteria) heftig bekämpft, während
Crispi mit der Linken entschieden für das Ministerium Rattazzi
einsteht „so lange es auf der Bahn des Fortschritts wandle."“ Bei
der Abstimmung werden die 400 Mill. mit 296 gegen bloß
41 Stimmen (worunter Lamarmora, Minghetti, Sella, Peruzzi,
Lanza 2c.) bewilligt und schließlich das ganze Gesetz mit 204 gegen
58 Stimmen angenommen. Unter der Mehrheit ist die gesammte
Linke, da Rattazzi wiederholt erklärt hat, daß cr von einer Trans-
action mit dem Clerus nichts wissen wolle. Ueber die mit dem
Kirchengütergesetz in Verbindung gebrachten neuen Steuern (s,.
29. Juni) soll erst nach den Ferien entschieden werden.
„ II. Kammer: Rattazzi antwortet auf eine bezügliche Interpellation,
daß weder eine Conversion noch eine Reduction der Rente statt
finden werde.
„ Die II. Kammer geht schließlich über die Interpellationen wegen
der Mission des franz. Gen. Dumont nach Rom zur Tagesordnung
über, indem sie
aoin Erwägung, daß die September-Convention mit Frankreich die Geschicke
IJtaliens in hohem Grade interessirt, das Ministerium auffordert, die verein-