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hören der franz. Intervention in Rom und dringt auf eine Lösung
der römischen Frage im Sinne Italiens:
„... Wenn auch das Verhalten der k. Regierung und ihr fester Ent-
schluß jeden versichern, daß die letzten Ereignisse sich nicht wiederholen können,
so führen doch diese Vorfälle zu dem Schlusse, daß die Septkember-Cenvention,
welche in dem vertrauensvollen Glauben an eine baldige Versöhnung zwi-
schen Italien und dem hl. Stuhl stipulirt wurde, ihren Zweck vollständig
verfehlt hat. In der That, nichts hat bisher geholsen, die von der päpst-
lichen Regierung angenommene feindliche Haltung gegen das Gouvernement
des Königs zu mildern. Rom bietet gegenwärtig des eigenthümliche Schau-
sriel einer Regierung, welche, um sich aufrecht zu erhalten, eine Armee von
Leuten aus allen Ländern gesammelt hat, und in einem großen Mißverhält-
niß zur Bevölkerung und zu den sinanziellen Krästen des Staats hält, und
welche sich gezwungen sieht, fremde Intervention anzurusen. Ein ausrchtiges
Uebereinkommen mit Italien würde indessen die leiseste Furcht vor Gefahr
beseitigen, und gestatten, daß der Schatz, den man jetzt zu einer überflüssigen
Bewaffnung vergeudet, zum Nutzen der Religion angewendet werde, und
während man die Halbinsel gegen eine Wiederholung bedauerlichen Blutrer-
gießens sicherstellt, würde man ein festes Band desjenigen Friedens erhalten,
welcher dem Papst ebenso sehr wie Ztalien nothwendig ist. Unser Land be-
sitzt ebenso tiefes religiöses Gefühl wie irgendein anderes, aber mehr als
irgendein anderes empfindet es die Schwierigkeiten und Verstimmunzen,
welche aus der Vereinigung mit einer Macht hervorgehen, die, durch unrer-
änderliche Gesetze regiert, die höchsten Sphären des Glaubens verwakiet,
während sie gleichzeitig durch die Aufgaben der irdischen Regierung dem Ein-
flusse politischer Leidenschasten unterworsen und bestimmt ist, mit der Zeit-
strömung und dem Forischritte der Civilisation zu wechseln. Der Boden,
welcher die Gräber der Aposlel birgt, und auf welchem die Traditionen des
katholischen Glaubens vereinigt sind, ist der sicherste Sitz des Pontificats.
Italien wird denselben vertheidigen, ihn mit aller schuldigen Verehrung und
dem gebührenden Glanz umgeben, und seine Freiheit und Unabhängigkeit be-
gründen. Dieß ist der sehnlichste Wunsch aller Italiener; allein Sie werden
verstehen, daß, um diesen Zweck zu erreichen, Vereinbarungen, welche mit den
Interessen des heiligen Stuhls und Italiens im Einklange stehen, unerläß-
lich sind. Die Sache der Religion und selbst die Ruhe Europa's sind gleich-
mäßig in dieser Angelegenheit aufs Spiel gesetzt. Wenn ein in sich fest be-
gründetes Italien bestimmt ist, ein großes Element der Ordnung ebenso wie
des Fortschritts zu bilden, so muß, um es in den Stand zu setzen, diese
edle Aufgabe zu erfüllen, der Anlaß, welcher es in sortwährender Aufregung
erhält, aus seinem Innern entsernt werden.“
10. Nov. Der König weist 50,000 Fr. für die Verwundeten von Men-
tana, ihre Waisen 2c. an.
20. „ Durch kgl. Decret werden die Kammern auf den 5. Dec. zu
Fortsetzung der Session eingeladen.
25. „ Garibaldi wird aus Gesundheitsrücksichten vom Fort Varignano
nach Caprera entlassen.
5. Dec. Wiedereröffnung der Kammern ohne Thronrede. Erlaß eines kgl.
Amnestiedecrets. Menabrea legt der II. Kammer die nunmehrige
Lage der Dinge dar und mnint in seiner Rede „Rom sei für
Italien ebenso nöthig als Paris für Frankreich" — an demselben