Rom. 393
Befehl, diese zu räumen und sich nach Rom zurückzuziehen. Wenn
Garibaldi 8000 Mann auf die Stadtmauern werfen kann, so wird
es zweifelhaft, ob ihm Rom zu widerstehen vermag.
In Florenz bringt Cialdini kein Cabinet zu Stande und die
franz. Expeditionsarmee geht in Folge davon von Toulon ab.
27. Oct. Eine vorgeschobene Bande Garibaldi's dringt bis in die Nähe
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der Salarischen Brücke; strömender Regen verhindert ihr weiteres
Vorrücken. Eine andere lagert in Torre de Pazzi, jenseits des
Ponte Nomentano. Garibaldi selbst befindet sich im Casino von
S. Colomba bei Marcigliana auf der Salarischen Straße, nur
8 Miglien von Rom, und erläßt von dort eine Proclamation an
die Römer.
Menabrea übernimmt in Florenz das Ministerium; der König
erläßt eine Proclamation an die Italiener, in der er das Unter-
nehmen Garibaldi's verdammt.
„ Die französ. Flotte ist in Sicht vor Civitavecchig. Die päpst-
lichen Truppen aus der Campagna rücken allmälig in die Stadt ein.
„ Die Franzosen versuchen die Ausschiffung in Civitavecchia. Das
stürmische Wetter verzögert dieselbe. Bestürzung in Rom.
Garibaldi erläßt von S. Colomba vor den Mauern Roms aus
einen Tagsbefehl als Antwort auf die Proclamation Victor Ema-
nuels, in der er zum Ausharren ermahnt. Die Banden Nicotera's
besetzen Tivoli, Velletri, Albano, Mocino und a. O. im Latiner=
gebirg, in Viterbo nimmt Oberst Acerbi das Regiment an sich. So
ziemlich im ganzen Kirchenstaat außer in Nom selbst ist die päpstl.
Fahne verschwunden und überall die ital. Tricolore aufgepflanzt. In
den meisten größeren Orten werden Plebiscite gemacht für die Ver-
einigung mit dem Kgr. Italien. Die päpstl. Regierung ist auf die
von innen und außen aufs äußerste bedrohte Stadt Rom beschränkt.
„ Die Franzosen sind ausgeschifft. Ihre Generale Dumont und
Polhès kommen des Morgens nach Rom. An den Straßenecken
ist eine Proclamation des commandirenden franz. Generals de Failly
zu lesen.
Um Mittag überschreitet die reguläre ital. Armee die Grenzen
des Kirchenstaates und besetzt Aquapendente, Civitacastellana, Ceperano
und Frosinone. Die Italiener richten die päpstl. Wappen wieder
auf und befestigen daneben die Fahne JItaliens.
Um 5 Uhr ziehen die ersten zwei französ. Vataillone in Rom
ein, wo sie von der Bevölkerung mit düsterem Schweigen empfangen
werden.
Um 8 Uhr Abends dringt eine Freischaar bis vor das Thor
St. Johann, wie man sagt, den verzweifelten Garibaldi an der
Spitze, feuert die Flinten gegen die Mauern ab und kehrt um. In
der Nacht zieht sich Garibaldi auf Monte Rotondo zurück.