Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

418 Schweden und Norwegen. 
teresse des Vertheidigungswesens werden 5 Millionen verlangt, davon 3 Mil- 
lionen zur Anschaffung von Infanteriegewehren und eine halbe Million zur 
Verbesserung der Seevertheidigung. Ferner werden Erhöhungen der Zollab= 
gaben proponirt für Kassee und Zucker sowie für Tabak. Außerdem wird 
für die Dauer von zwei Jahren eine Wassensteuer proponirt, und zwar so, 
daß Ländereien 1½ und sonstige Besitzungen 2¼ Oere für je 100 Reichsthaler 
Steuerwerth entrichten, während von der Jahreseinnahme durch Capital oder 
Arbeit ein halbes Procent beansprucht wird. 
16. Febr. (Schweden.) Die II. Kammer genehmigt einen Vorschlag 
wegen Erweiterung der den Bekennern anderer Confessionen zuge- 
standenen Rechte ohne Abstimmung; die 1. Kammer verwirft ihn 
mit 58 gegen 43 Stimmen. 
— März. (Schweden.) II. Kammer: Berathung des Budgets und 
der Steuervorlagen. Die Eisenbahnbauten werden noch mehr ein- 
geschränkt als nach dem Vorschlage der Regierung, die geforderten 
Steuererhöhungen dagegen im Wesentlichen nach den Forderungen 
der Regierung bewilligt. 
15. April. Die II. Kammer beschließt die Abschaffung der Todesstrafe 
mit 103 gegen 53 Stimmen; die I. Kammer verweigert ihren Bei- 
tritt zu dem Beschlusse mit 39 gegen 30 Stimmen. 
24. „ (Schweden.) Reichstag: Verhandlungen über die Reorgani- 
sation der Armee. Der erste Abschnitt des Ausschußantrags, welcher 
sich für Errichtung eines „Truppenstamms“ in der schwedischen Armee 
ausspricht, wird von beiden Kammern angenommen, in der ersten 
ohne Abstimmung, in der zweiten mit 116 gegen 39 Stimmen. 
Der zweite Abschnitt, wonach dieser Stamm sowohl aus Wehrpflich- 
tigen als aus Werbtruppen bestehen solle, wird nur von der I. Kam- 
mer genehmigt, in der II. Kammer mit 88 gegen 55. Stimmen 
verworfen. (Die Angelegenheit wird in der Session noch nicht de- 
finitiv erledigt.) · 
16. Mai. (Schweden.) Schluß des Reichstags. Die Thronrede des 
Königs: 
weist mit Genugthuung darauf hin, daß die neue Verfassung durch den 
jetzt beendigten Reichstag ihre erste Probe bestanden habe. Die Nation habe 
mit Spannung dem Zusammentritt des Reichstages entgegengesehen, und sei 
mit Aufmerksamkeit diesen Arbeiten gesolgt. Wichtige Fragen feien zur Be- 
rathung gekommen, und obgleich viele derselben noch unerledigt geblieben, sei 
die darauf verwandte Arbeit doch keine sruchtlose gewesen. In Verücksichtig- 
ung der allgemeinen Finanzlage des Staates habe der Reichstag mehrere 
von der Regierung gemachte Vorlagen betreffs der Fortsetzung der Eisenbahn- 
bauten und anderer Staatszwecke Beschränkungen unterworfen. Der Kéênig 
erkennt diese Hindernisse an, welche die Flüssigmachung der Mittel für alle 
Bedürfnisse des Staates erschwert haben, und spricht seinen Dank aus, daß 
der Reichstag lieber durch Steuererhöhungen als durch neue große Anleihen 
das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben des Staates gesichert hate.
	        
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