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werden, gleicher Weise wird zur Sicherung der mercantilen Interessen
Aegyptens bei den Handels-Verträgen, welche zwischen meiner Regierung und
den fremden Regierungen geschlossen werden, die ägypiische Verwaltung um
ihre Meinung befragt werden. Um das oben Geschriebene bekannt zu machen,
haben: wir unserem kaiserlichen Divan befohlen, den gegenwärtigen Ferman
auszufertigen und zuzusenden.“
— Mai. Frankreich hat seinen früheren Vorschlag einer Abtretung Candias
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an Griechenland fallen lassen und macht nunmehr den Großmächten
den Vorschlag, die Pforte durch einen Collectivschritt zur Befragung
der Bevölkerungen Cretas unter Anwesenheit von Abgeordneten der
Mächte aufzufordern, um auf diesem Wege die Ursachen des Auf-
standes und die zu ihrer Beseitigung geeigneten Mittel zu erforschen,
mit dem Beifügen, daß für den Fall des Mißlingens das „Er-
kalten“ der. Beziehungen zwischen der Türkei und den Mächten ins
Auge zu fassen wäre. England und Oesterreich lehnen auch diesen
Vorschlag ab und Frankreich läßt die Idee einer Abstimmung der
Bevölkerung Cretas fallen.
„ (Candia). Omer Pascha beginnt seine Operationen gegen
Lassithi.
„ Der franz. Gesandte überreicht dem Sultan die Einladung zum
Besuche der Weltausstellung in Paris. Der Sultan nimmt die
Einladung sofort an. Die Kosten der Reise sollen durch einen
Abzug von 16% von den Gehalten der Beamten und dem Solde
der Offiziere und durch eine Erhöhung des Zehntens für 5 Jahre
von 10 auf 1505 gedeckt werden.
„ (umänien. Schmähliche Verfolgung und Mißhandlung der
Juden in Jassy und an anderen Orten der Moldau. Dieselbe
wird dem in Jassy anwesenden Minister Joan Bratiano Schuld ge-
geben, um die Unzufriedenheit der Moldauer abzulenken.
„ (Candia). Die Vereinigung Omer und Reschid Paschas (von
Rethymno aus) ist mißlungen, indem der letztere von den Insur-
genten zurückgeschlagen worden ist.
„ (Rumäni en). Frankreich, England und Oesterreich remon-
striren in Bukarest „freundlich aber stark“ gegen die Judenhetzen
in der Moldau, worauf der Befehl nach Jassy erfolgt „die ad-
ministrativen Maßregeln, welche gegen die der Landstreicherei be-
schuldigten Israeliten eingeleitet worden seien, einzustellen und den
vertriebenen Individuen neuerdings den Aufenthalt zu gestatten.“
„ Der Sultan unterläßt dießmal seinen jährlichen Besuch bei der
h. Pforte aus Furcht vor einer angeblichen Verschwörung der jung-
türkischen Partei (Flucht des Zia Bey).
1. Juni. Der Scheik-ül-Islam genehmigt die Reise des Sultans nach
Paris, obgleich das Unternehmen ein in der türkischen Geschichte
bisher unerhörtes ist.