Vebersicht der Ereignisse des Jahres 1367. 473
hunderten verbunden hatten. Die große Mehrheit des hannoverschen Freoßen.
Volkes hätte wohl gewünscht, daß der König zu Gunsten des Kron-
prinzen abdanke und in diesem Falle einer gewissen Unterordnung
unter die Krone Preußen in einem ganz Deutschland umfassenden
Bundesstaate nicht nur keinerlei Widerstreben entgegen gesetzt, son-
dern darin im Gegentheil eine sehr wünschbare Garantie für ein
wenigstens mehr als das bisherige zeitgemäßes Regiment erblickt,
wofür die überaus einseitige Erziehung des Kronprinzen keinerlei
Gewähr geboten haben würde. Das gänzliche Aufgehen in Preußen
kam dem Volke völlig unerwartet, wie ein Blitz aus heiterem Him-
mel, und rief einen passiven Widerstand hervor, der bei der Zähig-
keit dieses niedersächsischen Stammes Preußen für längere Zeit viel-
fache Schwierigkeiten zu bereiten geeignet war, wenn auch nicht leicht
irgendwie ernstliche Gefahren, da die Zeiten und ihre Strömungen
doch ganz andere geworden sind, als sie es vor fünfzig Jahren
waren. Auch die absolut nothwendige Unterordnung Sachsens und
der zahlreichen Kleinstaaten, mit denen der neue norddeutsche Bund
geschlossen werden sollte, unter eine starke Centralgewalt und ein
einheitliches Parlament war keine so ganz einfache Sache. Einige
wie z. B. Mecklenburg, wußten gar wohl, was ihrem particularisti-
schen Dasein, ihrer nichts weniger als gerechtfertigten Eigenthümlich-
keit unter allen Umständen von der neuen Gestaltung drohte; andere,
wie Sachsen fügten sich nur der Zwangslage und mit dem vollen
Bewußtsein, in dem unglücklichen Kriege wenigstens ihre militärische
Ehre wie wenige völlig intact erhalten zu haben. Von all diesen
kleinen und mittleren Dynastien ohne alle Ausnahme aber wußte
Preußen und aus Erfahrung nur zu gut, welch ein spröder Stoff
sie seien und wie schwer es halte, sie gleichviel ob unter das Haus
Hohenzollern oder unter das nationale Interesse, so weit es ihren
Privatinteressen widersprach, zu beugen, da sich ja gerade in ihnen
die antinationale, particularistische Entwickelung Deutschlands seit
mehr als einem halben Jahrtausend gewissermaßen verkörpert hat.
All diese thatsächlichen Zustände mußte Preußen und der
Staatsmann, der nunmehr ziemlich unbestritten an seiner Spitze
stand, in Erwägung ziehen, als es mit Beginn des Jahres an seine
nächste Aufgabe ging, den Bund zu constituiren, der ihm selbst die
Unterlage zu einer ganz andern europäischen Stellung bicten sollte,