Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

Uebersicht der Erekgnisse des Jahres 1867. 495 
Besitz Luxemburg eines solchen Kampfes wahrhaftig nicht werth sei, guren- 
wofern es sich wirklich nur darum handelte und es dauerte nicht 
allzu lange, bevor beide wenigstens einen Schritt zurückgingen und 
wenigstens die Möglichkeit einer Verständigung ausdämmerte. Preußen 
legte die Frage zu Anfang Aprils den Unterzeichnern der Verträge 
von 1839 vor und diese waren alsbald eifrig bemüht, eine Ver- 
mittlung zwischen den entgegengesetzten Ansichten ausfindig zu machen, 
wobei sich namentlich Oesterreich hervorthat. Preußen mußte sich 
dabei überzeugen, daß es in der Behauptung seines Rechts oder 
seines Anspruchs, wie man es auffassen mag, im Kreise der Groß- 
mächte im Grunde ziemlich allein stand und daß diese sammt und 
sonders diese kleine Genugthuung, diese kleine Compensation zu 
Gunsten Frankreichs für die im vorigen Jahre eingetretene Macht- 
verschiebung für nicht ganz unbillig erachteten, wofern nur eine Form 
gefunden werden könne, die es der Würde Preußens überhaupt er- 
mögliche. Das Schwergewicht bei diesen Erwägungen fiel für Preußen 
wohl nicht sosehr auf Oesterreich und die emsigen Bemühungen des 
Freiherrn v. Beust, als auf die Haltung Englands. England aber 
ließ Preußen von Anfang an und völlig im Stich, obgleich es Eng- 
land und England allein gewesen war, das dem Umschwung der 
Dinge in Deutschland unmittelbar nach dem Kriege seinen lauten 
Beifall und seine herzliche Theilnahme zugerufen hatte und obgleich 
England in jenen Gegenden alte und spezielle Interessen gegen 
Frankreich zu wahren hatte. Jetzt erklärte Lord Stanley, sein Minister 
des Auswärtigen, von allem Anfang an, daß er seinerseits den 
Handel zwischen Frankreich und Holland für durchaus correct er- 
kennen müsse und als Preußen zunächst nicht nachgab und ein 
kriegerischer Ausgang nicht unmöglich schien, machte es in Berlin 
freundschaftlich darauf aufmerksam, daß Frankreich Preußen und 
Deutschland wenigstens zur See unzweifelhaft und weit überlegen 
wäre, und daß die deutschen Ost= und Nordseeküsten und die reichen 
Handelsstädte an denselben in großer Gefahr schweben dürften, mit 
andern Worten, daß Preußen in keiner Weise und unter keinen Um- 
ständen auf England zählen möge. Dazu kam, daß Preußen für 
seine deutschen Interessen in der ganzen Angelegenheit in der deutschen 
Bevölkerung Luxemburgs auch nicht den mindesten Stützpunkt fand. 
Von seinen Fürsten mißhandelt und vernachlässigt, in der höhern
	        
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