Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

Uebersicht der Ereiguisse des Zahres 1667. 497 
seine Concession eine durchaus werthlose Garantie eintauschte, liegt Luxem- 
eine Schlappe für Preußen und Deutschland, die es erlitten hat und burs. 
die nicht geläugnet werden kann. 
Für die Machtfrage zwischen Deutschland oder wenn man will 
zwischen Preußen und Frankreich bildet Luxemburg immerhin nur 
ein einzelnes und jedenfalls untergeordnetes Moment. Viel wichtiger 
war auch dafür das Verhältniß Preußens zu Süddeutschland, an 
sich und in den Augen Frankreichs. Unterlag nun Preußen in der 
Luxemburger Frage, so that es dagegen gleich nachher einen zweiten, 
und noch entschiedeneren Schritt über den Main, trotz Frankreich, 
das ihm verbieten wollte, denselben nicht zu überschreiten. Doch be- 
vor wir darauf eintreten, wird es passend sein, einen Blick zur Seite 
zu werfen, nach Oesterreich und hinüber nach England, wo in der 
ersten Hälfte des Jahres 1867 tiefgreifende Veränderungen Platz 
griffen. 
Um sich zu überzeugen, wie nothwendig es war, den Kreis Oester- 
des Bundestags und der bundestäglichen Zustände — in den Deutsch- *e 
land seit der Gründung des deutschen Bundes, vornehmlich aber seit 
der gewaltsamen Wiederherstellung desselben im Jahre 1851 durch 
Oesterreich und die mittelstaatlichen Regierungen, sich eingeschlossen 
sah und an dessen Reform es ohne allen Erfolg sich fast zehn Jahre 
lang abarbeitete — schließlich mit Gewalt zu durchbrechen, dürfte fast 
allein schon die Erwägung genügen, daß durch die Ereignisse von 
1866 die Luft nicht bloß nach einer sondern nach allen Seiten hin 
gereinigt, die Bahn nicht bloß für den siegenden, sondern auch für 
den unterliegenden Theil frei gemacht worden ist. Die österreichische 
Regierung hat allerdings im Jahre 1866 eine furchtbare, leider 
nur allzuwohl verdiente Niederlage erlitten; die österreichischen Völker 
haben alle Ursache, sich über dieselbe zu trösten. Oesterreich war, 
wie seine Freunde von damals behaupteten, der einzige noch „wirklich“ 
conservative Staat in Europa. Auch dieser ist nun dahingegangen 
und sein Leichenstein liegt auf den Feldern von Königsgrätz. Mit andern 
Worten: seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts hat nach und nach 
in allen Staaten Europas fast ohne Ausnahme (benn Spanien und 
der Kirchenstaat fallen politisch gar nicht ins Gewicht) eine andere 
politische Weltanschauung sich geltend gemacht und schließlich das 
Uebergewicht errungen, als während des ganzen Mittelalters geherrscht 
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