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Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1667.
Atalien. sagten, bereit seien, der Erfolg wesentlich von der Haltung der ital.
Regierung abhänge, diese aber wieder von jener des franz. Gouver—
nements oder möglicher Weise auch umgekehrt, indem die franz. Re—
gierung vielleicht nicht so viel dagegen einzuwenden hätte, wenn die
italienische dafür gewonnen werden könnte. Die schnelle Entlassung
Garibaldis ohne alle und jede Bedingung gewährte dießfalls Hoff-
nungen und noch mehr der Umstand, daß Rattazzi überhaupt und
schon seit längerer Zeit mit der Actionspartei ja auf dem besten
Fuße stand. Populäre Strömungen sind indeß unberechenbar und
hängen sehr oft nichts weniger als von Erwägungen ab. Genug
schon 14 Tage nach der Verhaftung Garibaldis war die öffentliche
Meinung Italiens bereits entschieden für die Expedition und Alles
dafür in Bewegung: Garibaldi bezeichnete den schon Geworbenen
und Bereiten von Caprera aus seinen Sohn Menotti als seinen einst-
weiligen Stellvertreter und in Florenz bildete sich ein Central-Hülfs-
comité, das überall zahlreiche Werbebureaux eröffnete. Rattazzi
mußte sich entscheiden. Entschied er sich gegen den Plan, so mußte
er sich aber auch entschließen, seine ganze Existenz einzusetzen und
ein zweites Aspromonte zu wagen, bloße Polizeimittel reichten jetzt
lange nicht mehr aus. Dazu konnte er sich indeß nicht entschließen
und so hatte die Bewegung alsbald gewonnenes Spiel. Zweideutig
wie seine Persönlichkeit war auch seine Politik: so weit es geschehen
konnte, ohne sich gegenüber der Actionspartei zu compromittiren,
suchte er die Bewegung zu hindern oder wenigstens zu hemmen; und
so weit es hinwieder geschehen konnte, ohne sich gegenüber Frankreich
zu compromittiren, gewährte er ihr unter der Hand allen nur mög-
lichen Vorschub. Um die Mitte Octobers war die Bewegung in
vollem Zuge und hatte entschieden die Oberhand gewonnen. Gari-
baldi hatte die großen Kriegsschiffe, die ihn in Caprera über-
wachen sollten, getäuscht und war auf einem kleinen Kahne ent-
kommen. Selbst Rattazzi konnte sich indeß über die Größe und die
Tragweite des Unternehmens nicht täuschen: wie er später offen und
im Parlament zugestand, meinte er, Frankreich werde vielleicht der Sache
schließlich ihren Lauf lassen, wenn es sich überzeuge, daß es sich keines-
wegs um einen bloßen Flibustierzug handle, sondern um ein na-
tionales Unternehmen, für das die Regierung im rechten Moement
selber einstehe, und sollte es nicht der Fall sein, so tröstete er sich