Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

Uebersicht der Erciguisse des Jahres 1667. 551 
entschlossen hatte, Garibaldi zu fassen und nach Alessandria zu schaffen. Pet 
Als die Bewegung dadurch nicht in sich selbst zusammenstürzte, iü 
Gegentheil neue Kräfte gewann und die Gefahr bis Mitte October 
eine imminente wurde, gingen neue Mahnungen und am 16. Oct. 
endlich eine Art Ultimatum nach Florenz ab, die ital. Regierung 
möge dem Spuck an der römischen Grenze nöthigenfalls gewaltsam 
ein Ende machen, die sämmtlichen Werbebureaur im Lande 
schließen und das Centralcomité in der Hauptstadt auflösen, widrigen- 
falls Frankreich genöthigt wäre, den Schutz des Papstes neuerdings 
selbst in die Hand zu nehmen. Binnen drei Tagen verlangte Frank- 
reich eine unzweideutige Antwort. 
Die Verlegenheit in Florenz war groß. Rattazzi wagte es Jtolien. 
nicht, dem Befehl Frankreichs zu gehorchen und vielleicht wollte er 
es auch nicht, aber ebenso wenig konnte er den König dazu bewegen, 
sich offen für die Bewegung zu erklären. Am 19. Oct. Abends 
gab er seine Entlassung ein und der König beauftragte Cialdini 
mit der Bildung eines neuen Cabinets; aber auch Cialdini nahm 
Anstand vor eingreifenden Maßregeln und schien daher kein Mini- 
sterium zusammen bringen zu können. Inzwischen trat eine Art 
Interregnum ein, Rattazzi besorgte nur noch die laufenden Geschäfte 
der eigentlichen Verwaltung ohne Verantwortlichkeit für die auswär- 
tige Politik, die auch Cialdini nicht übernahm, bevor er ein Mini- 
sterium gebildet hätte. Dieses Interregnum gewährte der Bewegung 
freie Hand. Garibaldi traf am 21. Oct. in Florenz ein, haran- 
guirte unbehindert das Volk und ging am folgenden Tage ganz 
offen mit einem Extrazuge an die römische Grenze ab, wo sein Sohn 
Menotti und zahlreiche Freischaaren seiner warteten, während andere 
in hellen Haufen von allen Seiten dahin eilten, der ital. Grenz- 
cordon aber in einer Stärke von bloß 14,000 Mann — offiziös 
war immer behauptet worden, es seien ihrer 50,000 — auf dem 
sehr coupirten Terrain absolut nicht im Stande war, sie am Ein- 
bruch in den Kirchenstaat zu hindern, so daß bereits mit wechselndem 
Erfolge, allein bis dahin im Ganzen nicht zum Vortheil der Frei- 
schaaren, um eine Reihe von Grenzorten gekämpft wurde. Am 23. 
Oct. übernahm Garibaldi den Oberbefehl, brachte Zusammenhang 
in das ganze Unternehmen und begann seine Operationen. 
In Rom hatte man bis dahin der Sache ziemlich gleichmüthig Rom.
	        
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