Full text: Europäischer Geschichtskalender. Achter Jahrgang. 1867. (8)

Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1867. 
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Von Oesterreich kehrt unser Blick naturgemäß wieder nach Preußen. 
Deutschland zurück. Da wie dort handelte es sich um Neugestalt- 
ungen, nachdem erst ihre endliche Trennung dem einen wie dem 
andern die Bahn dazu frei gemacht hatte. Da wie dort war mit 
großen inneren Schwierigkeiten zu kämpfen und ein Schutt wegzu- 
räumen, den Jahrhunderte aufgehäuft hatten; indeß war da wie 
dort bis Mitte des J. 1867 der feste Punkt errungen worden, von 
dem aus weiter gearbeitet werden konnte, in Oesterreich durch den 
vollendeten Ausgleich mit Ungarn, in Deutschland durch die nord- 
deutsche Bundesverfassung, wenn auch jener so wenig wie diese allen 
berechtigten Wünschen entsprach. Vieles ist seither in Oesterreich, 
vieles in Deutschland geschehen, aber dieses ist so wenig wie jenes 
und jenes so wenig wie dieses schon in den sichern Hafen eingelaufen. 
Beide steuern ihm erst mit Aufgebot aller Kräfte und dem Anscheine 
nach allerdings in verhältnißmäßig raschem und festem Laufe zu. 
Aber ganz abgesehen von den Stürmen, die sich zum voraus nicht 
berechnen lassen und die plötzlich über sie kommen können, so ist es 
zur Zeit noch durchaus nicht sicher, ob sie gewisse Klippen, die auf 
ihrer Bahn liegen und die sich ganz deutlich erkennen lassen, auch 
wirklich glücklich umschiffen werden. Oesterreich hat sich eine Ver- 
fassung gegeben, die allen berechtigten Forderungen entspricht und 
alle Erwartungen übertraf, aber fast noch die schwereren Aufgaben 
liegen vor ihm. Und da denken wir nicht sowohl an die weitere Ord- 
nung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, obgleich sie ihm 
noch heftige Stürme und Stöße bringen mag, und nicht an die 
endliche Ordnung der Finanzen, die mit der wahrlich nicht karg zu- 
gemessenen Besteurung der Staatsgläubiger, obgleich sich dagegen 
billiger Weise nicht viel einwenden läßt, nicht abgemacht ist, viel- 
mehr eigene Anstrengungen verlangt; sondern vor allem aus an die 
Lösung der Frage der Nationalitäten jenseits wie diesseits der Leitha, 
diese schwierigste und delicateste aller Fragen für Oesterreich, die 
Oesterreich aber lösen muß, da vom höchsten Standpunkt der Politik 
aus darin vornehmlich die Existenzberechtigung desselben in Europa. 
liegt. Preußen, das preußische Volk, hat i. J. 1866 eine männ- 
liche Kraft und eine männliche Disciplin an den Tag gelegt, welche 
die Bewunderung Europas erregt haben und die zusammen mit der 
nie zu vergessenden, nicht minder großartigen Erhebung Preußens in 
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