566 Ucbersicht der Ereignisse des Jahres 1867.
Joll-gang wurde auch für Württemberg wesentlich entscheidend. Für die
verein. Genehmigung des Schutz= und Trutzbündnisses war zwar die ver-
fassungsmäßig eigentlich erforderliche Zweidriktelmehrheit nicht zu er-
zielen: die einfache Mehrheit der zweiten Kammer beschloß daher, daß
jene Zweidrittelmehrheit überall nicht erforderlich sei und genehmigte dann
die Vorlage mit derselben einfachen Mehrheit. Für die Zollvereins-
verträge fand sich dagegen und aus guten Gründen die Zweidrittel-
mehrheit. Preußen aber war vorsichtig genug, bei Gelegenheit der
Auswechslung der Zollvereinsverträge die Ratification seinerseits an
die Bedingung zu knüpfen, daß die Schutz= und Trutzbündnisse nicht
in Frage gestellt würden. An eine Trennung vom Zollverein kann
Süddeutschland wirthschaftlich vernünstiger Weise auch nicht einmal
denken. Im Schirm der Zollvereinsverträge sind daher auch die
Schutz= und Trutzbünde vollständig gesichert, selbst in Württemberg.
Frank- Diese Erscheinungen in Süddeutschland gegen Ende des J.
reich. 1867, die im Frühjahr 1868 bei Gelegenheit der Zollparlaments-
wahlen sich erneuerten und zu Bildung einer sog. süddeutschen Frac-
tion im Zollparlamente führten, wurden im Ausland vielfach über-
schätzt; allein gerade diese Ueberschätzung hatte wenigstens den Vor-
theil, daß die Aufregung, die namentlich in Frankreich gewisse Kreise
seit dem J. 1866 ergriffen hat und noch zu Anfange 1867 in den
Debatten des gesetzgebenden Körpers in einer Deutschland so ent-
schieden feindseligen Weise zu Tage #rat, sich allmälig zu beruhigen
anfing, und neuestens bei Gelegenheit des Conscriptionsgesetzes und noch-
mals bei der Generaldebatte über das Budget für 1869 im gesetz-
gebenden Körper zu förmlichen Friedensdemonstrationen gegen die kost-
spieligen Rüstungen und die möglicherweise kriegerischen Hintergedanken
der kais. Regierung umschlug, Demonstrationen, an denen die Oxxe-
sition und die Majorität gleichmäßig theilnahmen und denen die Minister
Rouher und Moustier nur mit immer neuen Betheurungen der Friedens-
liebe und der durchaus auf den Frieden gewandten Politik des Kai-
sers zu antworten wußten. Selbst Hr. Thiers sprach sich, eben auf
jene föderalistischen Erscheinungen in Deutschland gestützt, für den
Frieden aus, freilich auch für die kriegerischen Rüstungen und für
die kriegerische Bereitschaft Frankreichs für den Fall, daß seine Heff-
nungen sich nicht bestätigen sollten. Inzwischen werden sich aber
die Franzosen daran gewöhnen bezüglich Deutschlands ganz anders