Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zehnter Jahrgang. 1869. (10)

10 Allgemeine Chronik. 
15. Febr. (Deutschland — Nordd. Bund: Preußen). Die Stadt Frankfurt 
will sich zu einem Receß herbeilassen, aber nur, wenn die Regierung sie mit 
3 Mill. abfinde. Die Regierung will sich nur zu 2 Mill. herbeilassen. 
„ „ (Frankreich). Die officiösen Blätter sprechen sich sehr ungehalten über die 
belgische Regierung aus, die die Eisenbahnen nicht in die Hände Frankreichs 
fallen lassen will und lassen über ihre Gelüste nach einer allmähligen Annexion 
Belgiens keinem Zweifel Raum. 
16. „ (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Die Regierung erklärt sich bereit, 
dem Ausschusse des Abg.-Hauses die galizische Resolution vorzulegen, wenn 
dieser sie darum schriftlich ersuche, nachdem er zugegeben hat, daß die Re- 
gierung dazu nicht verpflichtet sei. 
„ „ (Vereinigte Staaten). Das Repräsentantenhaus lehnt einen Antrag 
auf Besteuerung der Staatsbonds ab. 
17. „ (Italien). Der Appellhof von Neapel anerkennt das Recht eines katholischen 
Priesters, ein Ehe rechtsgiltig schließen zu können. 
18. „ Die (Pariser Conferenz) nimmt in ihrer Schlußsitzung die Antwort 
Griechenlands auf die an dasselbe gerichtete Declaration entgegen. Sowohl 
die Pforte als Griechenland erklären sich zur Wiederaufnahme ihrer gegen- 
seitigen diplomatischen Beziehungen bereit. Genehmigung des Schlußprotokolls. 
Dasselbe besagt: 
„„. . Der französische Bevollmächtigte glaubt, ohne die Ergebnisse der 
Conferenz übertreiben zu wollen, daß ihre Bedeutung billigerweise nicht be- 
stritten werden kann, indem die bei der Versammlung vertretenen Cabinette 
glücklich den Conflict, der im Begriffe war, im Osten auszubrechen, abge- 
wendet, und dadurch eine Ursache europäischer Verwicklungen entfernt haben. 
Der Marquis de Lavalette schließt sich außerdem dem Fürsten Metternich in 
der Hoffnung an, daß das von der Conferenz gegebene Beispiel nicht 
verloren sein, und das kraft und im Geiste des Protokolls von 1856 vollen- 
dete Friedenswerk als Präcedenzfall mehr und mehr angezogen werden möge, 
wo Differenzen durch gemeinsame Berathungen geschlichtet werden können.“ 
„ „ (Deutschland — Nordd. Bund: Preußen). Das Abg.-Haus beschließt 
nach heftiger Debatte gegen den Minister Mühler einen Staatszuschuß zu 
der Wittwen= und Waisenkasse der Volksschullehrer. 
20. „ (Belgien). Auch der Senat genehmigt mit 36 gegen 7 Stimmen das 
Gesetz, das die Abtretung belgischer Bahnen an ausländische Gesellschaften 
vereiteln soll. 
„ „ (Griechenland). Die noch in Griechenland zurückgebliebenen Candioten 
verlangen nunmehr auch, wieder in ihre Heimath zurückgeführt zu werden. 
Frankreich stellt hiefür Schiffe zur Verfügung. 
21. „ (Schweiz). Der Gr. Rath des Kantons Tessin entscheidet sich für das 
Gotthard= und gegen das Lukmanier-Alpenproject, wodurch das letztere geradezu 
unmöglich gemacht wird. 
21. „ (Frankreich). Die unabhängige Presse läßt sich von der officiösen nicht 
fortreißen und tritt auf die Seite Belgiens. Die officiöse Presse wird dadurch 
genöthigt, wenigstens einigermaßen einzuziehen. 
„ „ (Verein. Staaten). Beide Häuser des Congresses haben sich darüber ge- 
einigt, das Wahlrecht der Farbigen in allen Staaten der Union durch ein 
Amendement zur Verfassung festzustellen. 
22. „ (Deutschland — Nordd. Bund). Der Bundeskanzler trägt im Bundes- 
rath auf Uebertragung des Ministeriums und des Etats der ausw. Angelegen- 
heiten Preußens auf den Bund an. 
„ (Türkei). Die türkischen Häfen werden den griech. Schiffen wieder geöffnet. 
(Deutschland — Bayern). Die Abgeordnetenkammer nimmt das ihr 
von der Regierung vorgelegte Schulgesetz, das die Schule von der Kirche un- 
 abhängiger gestalten soll, schließlich mit 114 gegen 26. Stimmen an. 
24. „ (Schweiz). Der Bundesrath entscheidet sich dafür, die Frage einer Revision 
 

	        
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