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weitigen Anstellung. Die Mitglieder des Consistoriums dagegen sind ihrer
Besoldungen verlustig erklärt und die Kathedralkirche wird in eine russisch-orthodoxe
Pfarrkirche umgewandelt. Am 3. Oct. findet auch wirklich der erste russische
Gottesdienst in derselben statt.
— Juli. Die Regierung untersagt den kath. Bischöfen die Theilnahme
an dem bevorstehenden römischen Concil.
12. Aug. Die officiellen Blätter erklären, daß der Aufstand der Kirgisen
unterdrückt sei.
13. „ Der Kaiser geht zum Sommeraufenthalt nach Livadia, wo er
den Besuch des Fürsten Karl von Rumänien erhält.
— „ (Westl. Gouv.). Die Einführung der russischen Sprache in
den kath. Gottesdienst, obgleich von den Behörden eifrig betrieben,
macht doch nur geringe Fortschritte. Nur selten hat die russische
Presse die Genugthuung, berichten können, daß wieder ein katholischer
Geistlicher eine russische Predigt gehalten habe.
12. Oct. Der Emir von Bochara läßt in St. Petersburg anzeigen,
daß er eine Gesandtschast mit Geschenken (Tribut) an den Czaar
dahin absende.
24. „ (Polen). Eröffnung der russificirten Universität Warschau.
2. Nov. Der Kaiser empfängt die bocharische Gesandtschaft, an deren
Spitze der Sohn des Emir selber steht und nimmt die Geschenke
(den Tribut) derselben entgegen.
16. „ (Ostseeprovinzen). Ein kais. Ukas bestimmt, daß sämmtliche
Unterrichtsanstalten des Dorpater Lehrbezirks ihre amtlichen Correspon-
denzen sowohl unter einander als mit anderen Behörden ausschließ-
lich in russischer Sprache zu führen haben.
8. Dec. Feier des hundertjährigen Jubiliäums des St. Georgs-Ordens.
Der Kaiser ertheilt dem König von Preußen, der seit 1841 den
Orden 4. Klasse schon besitzt, denjenigen 1. Klasse. Derselbe wird
statutengemäß nur für eine gewonnene Schlacht ertheilt. Unter dieser
kann in diesem Fall nur Sadowa gemeint sein. Der Schritt macht
daher großes Aufsehen in ganz Europa.
Telegramm des Kaisers an den König: „Ich danke Ihnen herzlich
für Ihren freundlichen Brief, den mir Prinz Albrecht übergeben hat. Indem
wir uns zu unserer militärischen Feier anschicken, bitte ich Sie im Namen
aller Ritter des Georgen-Ordens die erste Klasse dieses Ordens anzunehmen,
welcher Ihnen mit Recht gebührt und den wir mit Stolz auf Ihrer Brust
sehen werden. Empfangen Sie denselben als einen neuen Beweis der Freund-
schaft, die uns vereinigt und auf den Erinnerungen an jene große uns ewig
denkwürdige Epoche beruht, in welcher unsere verbündeten Armeen für einen
gemeinsamen und heiligen Zweck kämpften. Zugleich habe ich mir erlaubt,