Türkei. 445
— Febr. (Candia). Die letzten Insurgenten ergeben sich.
5.
#’
7)
„ Die Pforte erläßt ein Nationalitätengesetz.
Nach demselben können türkische Unterthanen sich nur mit Ermächtigung
des Sultans im Auslande naturalisiren lassen; ohne diese Ermächtigung
werden die im Auslande naturalisirten, aber in der Türkei wohnenden
türkischen Unterthanen nach wie vor als solche angesehen.
„ (Rumänien). II. Kammer: Der Ministerpräsident Demeter
Ghika kündigt der Kammer die Demission des Ministeriums an:
„Wir glaubten berufen zu sein, die inneren Kämpfe, durch welche Rumä-
nien so sehr geschwächt wird, zu beenden. Mit großem Bedauern sehen wir,
daß es uns nicht gelungen ist, diesen unseren Wunsch zur Ausführung zu
bringen. Einige wollten und wollen uns nur gebrauchen als Werkzeuge ihrer
Rache gegen jene Partei, über die sie sich seit zwei Jahren zu beklagen haben.
Eine andere Partei dagegen verlangt von uns blinde Unterwerfung unter
ihren Willen. Auf diese Weise können wir auch nicht eine Bewegung machen,
ohne dem Einen oder dem Andern zu misßfallen, und entstehen dann endlose
Interpellationen und Discussionen. Die Lage wird für uns um so schwieriger,
als die Meinungen der Parteien sich immer schroffer einander gegenüberstellen.
Da es uns somit, ungeachtet aller unserer Opfer, nicht gelingen konnte, nach
dem Gefallen der Einen oder der Anderen zu handeln, so haben wir seit
gestern uns entschlossen, Se. Hoheit den Fürsten zu bitten, unsere Entlassung
zu genehmigen. Wir wollen nicht diejenigen sein, die über Rumänien eine
Katastrophe heraufbeschwören. Wir finden uns bedroht von dieser Katastrophe
und glauben, es sei besser, wenn wir uns zurückziehen und die Beseitigung
der Gefahr geschickteren Händen überlassen. Wir sind genöthigt, uns zurück-
zuziehen, da wir weder die Rolle der Führer übernehmen können, noch jene
von Selaven übernehmen wollen.“
Der Fürst nimmt inzwischen die Demission nicht an, sondern
fordert die Minister auf, sich zu überzeugen, ob sie in der Kammer
in der That keine Majorität hätten, da die Bildung eines neuen
Cabinets nothwendig von der Auflösung der Kammer und Neu-
wahlen begleitet sein müßte.
„ Griechenland unterzieht sich dem Beschlusse der Pariser Conferenz
bez. seines Verhaltens zur Türkei (s. allg. Chronik).
„ (Rumänien). II. Kammer: Der Ministerpräsident theilt der
Kammer das an das Cabinet gerichtete Verlangen mit:
Das Ministerium möge einen nochmaligen Appell an den Patriotismus
der Kammer richten und eventuell seine Demission zurückziehen. Der Minister-
präsident ersuche demzufolge die Kammer, ein Votum des Vertrauens oder
Mißtrauens abzugeben, indem sie erkläre, ob sie die Acte des Ministeriums
unterstützen wolle oder nicht. Die Sitzung wird hierauf für eine Stunde
suspendirt, damit sich die Deputirten untereinander berathen können. Nachdem
die Actionspartei diese Zeit benützt, um die feste Ueberzeugung zu gewinnen,
daß für sie durchaus keine Chance sei, wieder ans Ruder zu kommen, so gibt
bei Wiedereröffnung der Sitzung, als Sprecher der genannten Partei, der
Deputirte Chitzu die Erklärung ab, „daß dem gegenwärtigen Ministerium
die Unterstützung der Kammer niemals gefehlt habe. Letztere habe die Budget-
vorlage niemals en bloc, sondern stets sehr serupulös votirt, aber in allen
anderen Fragen die Regierung unterstützt. Man mühsse sich deßhalb über den
gegenwärtigen Zwischenfall sehr wundern, da gar kein Grund für den Rück-
tritt des Ministeriums vorliege, es sei denn, daß etwa geheime Motive es zu
diesem Schritt veranlaßt hätten.“ Der Ministerpräsident erklärt hierauf,