Türkei. 447
land erklären sich bereit zur Wiederaufnahme ihrer gegenseitigen
diplomatischen Beziehungen.
19. Febr. (Montenegro). Der Fürst kehrt von seiner Reise an die
Höfe von St. Petersburg, Berlin und Wien wieder nach Cettinje
zurück.
Der Fürst, vom russischen Kaiser mit einem historischen Säbel (mit der
serbischen Inschrift „Gott erhalte den König“) beschenkt, ist seither sichtlich be-
müht, eine hervorragende Stellung unter den Südslaven einzunehmen.
22. Febr. Die türkischen Häfen werden den Griechen wieder geöffnet.
Anf. März. (Ser bien). Lebhafte Unterhandlungen mit der Pforte,
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welche die projectirte Orientbahn zur Verbindung Konstantinopels
mit dem ungarischen Eisenbahnsystem durch Bosnien und nicht durch
Serbien führen will.
„ Eine türkische Circulardepesche erklärt sich gegen die von
Rumänien ins Werk gesetzte officielle Diplomatie. Der Protest
wird weder an den europäischen Höfen, noch von den rumänischen
Kammern beachtet.
„ (Aegypten). Die Schleusen des Suezcanals werden in
Gegenwart des Vicekönigs geöffnet. Der Erfolg ist ein voll-
ständiger.
„ Der diplomatische Verkehr mit Griechenland wird thatsächlich
wieder angeknüpft.
„ (Rumänien). Die Pforte gesteht Rumänien das unbeschränkte
Münzrecht zu, doch unter der Bedingung, daß die Suzeränetät des
Sultans auf den Münzen irgendwie deutlich bezeichnet werde. Rumänien
nimmt das Zugeständniß an, ohne die Bedingung zu erfüllen.
„ (Montenegro). Große Feierlichkeiten bei Gelegenheit der
Taufe der jüngsten Tochter des Fürsten.
Der Kaiser von Rußland ist der Taufpathe. Sein Stellvertreter, Fürst
Dolgoruki, Adjutant des Kaisers, hält am 28. seinen Einzug in Cettinje mit
auffallendem Gepränge. In seinem Gefolge befindet sich der montenegrinische
Agent und Privatsecretär des Fürsten, Vazlik (ein geborner österr. Czeche),
der serbische Senator Kristitsch (früher Minister des Ausw. in Belgrad), sowie
der russische und norddeutsche Consul in Ragusa. Auch die Consuln Englands,
Frankreichs und Oesterreichs in Scutari finden sich ein. Das Ganze erhält
dadurch den Anstrich einer diplomatisch-politischen Festlichkeit. Mit großen
Ehren empfangen, benützt der gefürstete Taufpathe-Stellvertreter alsbald diese
Gelegenheit zu einer Ansprache an das montenegrinische Volk „als ein Glied
der großen slavischen Völkerfamilie“. Am Ostermontag nach der Tauffeier-
lichkeit Truppenschau, Nachmittags Truppenmanöver in den benachbarten Ber-
gen, bei welchem die Mannschaft außerordentliche Fertigkeit im Klettern mit
Ober= und Untergewehr darlegt. Dann das obligate Mahl, bei welchem
Fürst Dolgoruki den Fürsten hochleben läßt und Montenegro der lebhaften
Sympathien des Kaisers Alexander versichert. Als dritten Toast bringt Fürst
Nikolaus den auf das Wohl Milans, des Fürsten von Serbien, aus, „wel-
cher in Freud und Leid zu Montenegro gehalten habe"“, was Hr. Kristitsch