Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zehnter Jahrgang. 1869. (10)

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deutung und die Schwierigkeit seiner Bestrebungen an, und blicke mit Genug- 
thuung auf die bereits erzielten Ergebnisse, welche eine feste Bürgschaft für 
die Vortheile bieten, die er in Zukunft dem Lande gewährt, und auf die An- 
strengungen, die er auf seiner fernern Laufbahn machen wird. Die Erfolge, 
welche im verflossenen Jahr unsere Bestrebungen krönten, beweisen uns, daß 
unsere Rechte überall anerkannt und geachtet werden; der bei dieser Gelegenheit 
uns von unsern Freunden und Verbündeten geleistete Beistand hat uns noch 
einmal ihre wohlwollenden Gesinnungen gegen uns bewiesen. Das alles ist 
lediglich die Frucht unserer Mäßigung und unserer Bemühungen, alles für die 
Erhaltung des allgemeinen Friedens zu thun, ohne uns jedoch von dem 
Wortlaut der bestehenden Verträge und den Satzungen des Völkerrechts zu ent- 
fernen. Auch in Zukunft werden wir unfsre Rechte unangetastet zu erhalten und 
wie bisher die bestehenden Verträge zu beobachten bestrebt sein, sowie immer 
mehr die zwischen uns und den auswärtigen Mächten bestehenden freundschaft- 
lichen Verhältnisse und guten Bezieh ungen fester zu knüpfen. Eine andere 
Gnade des Allmächtigen ist die Beruhigung der Insel Kreta und die Wieder- 
kehr völliger Sicherheit auf dieser Insel. Ich bin in der glücklichen Lage, bei 
dieser Gelegenheit dem Heer, den Behörden und der ruhig gebliebenen Bevöl- 
kerung dieser Insel meine hohe Befriedigung auszusprechen für den Eifer und 
die Ausdauer, mit welchem sie zu diesem Erfolg beigetragen und für die hie- 
bei geleisteten Dienste. Gleichzeitig erkläre ich meinen festen Willen, daß die 
neuen Gesetze und Einrichtungen, welche geschaffen wurden, um die Wohlfahrt 
der Insel zu heben, und dem Nothstand, unter welchem die Bewohner während 
der letzten Ereignisse zu leiden gehabt, abzuhelfen, getreu und pünktlich aus- 
geführt werden. Von jeher und namentlich zu unserer Zeit stand die Cultur 
und Wohlfahrt, und demgemäß die Größe und das Ansehen einer Regierung, 
im geraden Verhältnisse zu der Befestigung und Hebung ihres Credits. Auch 
auf diesem Gebiete bin ich so glücklich, mit den seit einigen Jahren erhaltenen 
Ergebnissen zufrieden zu sein; in der That, vergleicht man unsern heutigen 
Credit mit seinem Stande zu einer Zeit, wo unheilvolle Ereignisse ihren Ein- 
fluß ausübten, so kann man einen augenfälligen Fortschritt nicht verkennen. 
Dieser Erfolg ist offenbar ein Ergebniß der Verbesserungen, die in der Erhe- 
bung der Steuern eingeführt worden, der guten Ordnung und der Sparsam- 
keit in den Ausgaben, der Pünktlichkeit, mit der wir unsern Verbindlichkeiten 
nachkommen, und der Vermehrung der Staatseinkünfte, wie sie eine Folge der 
Fortschritte des Handels und der Industrie ist. Es ist daher mein ernster 
Wille, daß unsere Regierung Nutzen ziehe aus der glücklichen Erfahrung der 
letzten Jahre und auf dem Wege der soeben besprochenen Reformen und Er- 
sparungen fortfahre, sowie, daß baldmöglichst ein jährliches Budget über 
Ausgaben und Einnahmen erscheine, wie es jetzt in Vorbereitung ist. Es ist 
allgemein anerkannt, daß das für die Individuen beobachtete Gesetz über die 
fortschreiten den Bedürfnisse auch für die Nationen giltig ist; je mehr wirkliche 
Fortschritte sie auf den Bahnen der Civilisation machen, um so höher steigen 
ihre Bedürfnisse. So würden die Summen, welche vor 20—30 Jahren für 
die Unterhaltung der Streitkräfte zu Land und Wasser ausreichten, heute 
kaum den fünften Theil der Kosten für die Bewaffnung decken. Die Wissen- 
schaft hat seitdem derartige Zerstörungswerkzeuge geschaffen, daß keine weise, 
voraussichtige und auf die Erhaltung ihres Ansehens eifersüchtige Regierung 
ihrer Anschaffung innerhalb der Grenzen ihrer Mittel und der Erfordernisse 
ihrer Lage entrathen kann. Die heutigen Ausgaben des Staats können da- 
her in keiner Weise mit den früheren verglichen werden. Zum Glück bildet 
der steigende öffentliche Wohlstand, gleichfalls eine Frucht der fortschreitenden 
wissenschaftlichen Entwicklung, ein Gegengewicht gegen die steigenden Ausgaben, 
und allemal, wenn diese Hilfsquellen nicht ausreichen, um die so erzeugten 
Deficits zu decken, wendet man sich an den Credit. Der Fortschritt und die 
Ordnung sind also nicht möglich bei einer Regierung, solange nicht in allen 
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