Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zehnter Jahrgang. 1869. (10)

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Griechenland. 
einer Conferenz zusammengetreten sind, um in versöhnlichem Geist die zwischen 
Griechenland und der Türkei entstandene Differenz zu prüfen. Das Ergebniß 
der Conferenzberathungen ist — ich darf Ihnen die Thatsache nicht verhehlen 
— von dem ganzen hellenischen Volke mit einem Gefühl peinlicher Aufregung 
aufgenommen worden, und da die Ministerkrisis mehrere Tage anhielt, war 
es während dieses Zeitraums unmöglich, den Brief Ew. Excellenz zu beant- 
worten. Das Cabinet, welchem ich anzugehören die Ehre habe, hat es für seine 
Pflicht erachtet, sofort nach seiner Bildung den Inhalt der Erklärung und Ihrer 
Mittheilung in Erwägung zu ziehen. Die Regierung des Königs hat mit 
Bedauern wahrgenommen, daß Sr. Mojestät Gesandter in Paris nicht im 
Stande war, an der Arbeit der Conferenz theilzunehmen, der untergeordneten 
Stellung wegen, welche ihm, dem Bevollmächtigten der Türkei gegenüber, an- 
gewiesen worden war. Angesichts der Einstimmigkeit der sechs europäischen 
Großmächte und Ihrer eigenen Erklärung, welche dahin lautet: daß die Be- 
vollmächtigten die Debatte von den Thatsachen ablenkten, und nur die Ver- 
haltungsmaßregeln niederzulegen beabsichtigten, welche die Beziehungen zwischen 
Griechenland und der Türkei leiten sollen, beeile ich mich, Ihnen mitzutheilen, 
daß die Regierung den in der Erklärung der Conferenz enthaltenen allgemei- 
nen Grundsätzen internationaler Rechtswissenschaft beipflichtet, und entschlossen 
ist, ihre Haltung mit denselben in Einklang zu bringen. Indem ich Ew. Exc. 
um die Freundlichkeit ersuche, diese zustimmende Erklärung zur Kenntniß der 
Conferenz gelangen zu lassen, gebe ich mich der Hoffnung hin, daß die sechs 
Großmächte, mit Würdigung der Schwierigkeiten der Lage, Rücksicht nehmen 
auf das Verlangen Griechenlands: sich ihren Wünschen zu fügen und, so viel 
in seiner Kraft steht, zur Erhaltung des allgemeinen Friedens beizutragen. 
Genehmigen Sie u. s. w. (Gez.) Theodor P. Delijanni.“ 
8. Febr. Walewski reist mit der Antwort auf die Declaration wieder 
12. 
18. 
20. 
21. 
nach Paris ab. 
„ Die Regierung verordnet, daß die Truppen ihre Kriegsauf- 
stellung verlassen und ihre früheren Standquartiere wieder beziehen. 
„ Schluß der Pariser Conferenz (s. allg. Chronik). 
„ Die noch in Griechenland gebliebenen candiotischen Familien 
verlangen, nach Hause zurückzukehren. Die französische Gesandt- 
schaft erklärt sich bereit, ihnen dazu französische Schiffe zur Ver- 
fügung zu stellen. 
„ Der König unterzeichnet vorläufig das Decret zur Auflösung der 
Kammer. Die Veröffentlichung soll indeß erst später erfolgen. 
15. März. Die Ueberführung der noch zurückgebliebenen Kreter in ihre 
21. 
29. 
Heimath auf französischen Schiffen beginnt mit Eifer. Es sind 
noch ca. 30,000 Seelen zurückgeblieben. 
„Rhangabe wird zum griechischen Gesandten in Konstantinopel 
ernannt. Einstweilen geht Kalergis als Gesandtschaftssecretär da- 
hin ab. 
„ Das Decret zur Auflösung der Kammer wird publicirt. Die 
Neuwahlen sind auf den 28. Mai anberaumt. 
3. April. Ein Bericht des Finanzministers constatirt die elende Finanz- 
lage, die, schon früher nichts weniger als befriedigend, von Bulgaris
	        
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