4 Allgemeine Chronik.
10. Febr. (Desterreich · Ungarn). Eine Depesche des Grafen Beust nach Rom warnt
die Curie vor dem auf dem Concil betretenen Wege und erklärt, daß Oester-
reich die Rechte des Staates jedenfalls in ihrem ganzen Umfange und ohne
Rücksicht der Person wahren werde. -
.,-(Notdd.Bun·d-Preußen).SchlußbesLandtagg.
13.,(Ftanktekch).GrafDaruerneuertseinenBeriuchbeiPteußenbez.gemeins
samer Abrüstung. Graf Bismarck lehnt die Anregung neuerdings ab.
14. „ (Nordd. Bund). Eröffnung des Reichstags. Die Thronrede des Königs
von Preußen betont „das Gefühl nationaler Zusammengehörigkeit, dem die
bestehenden Verträge (Schutz= und Trutzbündnisse und Zollverein) ihr Dasein
verdanken, und daß das gegenseitig verpfändete Wort deutscher Fürsten, sowie
die Gemeinsamkeit der höchsten vaterländischen Interessen der Beziehung zwischen
Nord= und Süddeutschland eine von den wechselnden Wogen politischer Leiden-
schaften unabhängige Festigkeit verliehen."“
15. „ (Deutschland — Bayern). Fürst Hohenlohe verlangt seine Entlassung,
erhält sie und wird durch den Gesandten in Wien, Graf Bray, ersetzt.
— „ (SDeutschland). Eine ziemliche Anzahl deutscher Bischöfe der Concilsminder-
heit sucht von Rom aus der Bewegung gegen das Infallibilitätsdogma mög-
lichst entgegenzuwirken.
„ „ (Frankreich). Ollivier erklärt sich aufs entschiedenste gegen eine Auflösung
der gegenwärtigen Kammer und setzt sich damit in scharfen Gegensatz gegen
die Bestrebungen der Linken. ·
16. , (Frankreich). Das Decret von 1851 bez. Deportation nach Cayenne
wird aufgehoben.
18. „ (Ver. Staaten). Der Congreß läßt auch Mississippi wieder zur Vertre-
tung zu. Für dasselbe tritt der erste Neger in den Senat ein.
20. „ (Nom). Concil: Der Papst geht einen Schritt weiter und erläßt eine neue
Geschäftsordnung wieder aus eigener Machtvollkommenheit, welche die Berathun-
gen abkürzt, indem sie das für Concilien bisher beobachtete Princip der Ein-
stimmigkeit beseitigt und das System der Mehrheitsbeschlüsse auch für Glau-
benssachen, ganz wie bei den weltlichen Parlamenten, einführt.
„ (Frankreich) stellt in Folge des Gangs, den das vaticanische Concil nimmt,
das Verlangen, auf demselben durch einen eigenen Legaten vertreten zu sein
und ladet die übrigen Mächte durch Mittheilung seines Schrittes ein, sich
dem Begehren anzuschließen.
„ (Schweiz: Zürich). Die allgemeine Volksabstimmung verwirft die von der
Regierung und der Majorität des Kantonsrathes ihr vorgeschlagene amiliche
Inventarisation des Vermögens bei jedem Todesfalle.
22. „ (Frankreich). Gesetzgeb. Körper: Debatte Über die innere Lage des Landes.
Jules Favre greift das neue Ministerium an, Graf Daru vertheidigt es.
Die Kammer ertheilt demselben mit 232 gegen 18 Stimmen ein Vertrauens-
votum.
23. „ (Nordd. Bund). Der Reichstag tritt in die Berathung des ihm vom
Bundesrathe vorgelegten Entwurfs eines Strafgesetzbuches für den gesammten
Umfang des Bundes ein. · «
24. „ (Nordd. Bund). Reichstag: Debatte über den Jurisdictionsvertrag mit
Baoaden. Die nationalliberale Partei benützt die Gelegenheit zu einer Demon-
stration für Aufnahme Badens in den Bund. Der Bundeskanzler spricht
sich aufs allerbestimmteste dagegen aus. Der Antrag wird schließlich zurück-
gezogen.
„ „ (Oesterreich Ungarn: Oesterreich). Die Czechenführer lehnen eine Ein-
ladung des Ministers Giskra zu Conferenzen über einen möglichen Ausgleich
mit Böhmen ab. -
24. „ (Frankreich). Gesetzgeb. Körper: Debatte über die offiziellen Candidaturen.
Das Ministerium erklärt, auf das bisherige System verzichten zu wollen.