Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. 149
heischig machte, einen Theil der ersten Zahlung in französischen Banknoten an-
zunehmen, welche in Elsaß und Lothringen und Frankreich vollständig pari
stehen und als Zahlungsmittel für uns jeden Tag verwerthbar sind. Ich habe
dies aber nur unter der Bedingung sofortiger Zahlung gethan, weil wir jetzt
den Cours der Banknoten kennen, für die Zukunft ist das für uns eine un-
bekannte Größe. Mit Rücksicht auf die Bedürfnisse unserer Truppen in Frank-
reich, aber auch im Elsaß habe ich stipulirt, daß heute über acht Tage die
erste Rate von 40 Millionen Francs, sei es in Mühlhausen, Straßburg oder
Metz ausgezahlt werde, um sie dort zur Disposition zu haben, acht Tage später
wieder 40 Millionen und am 15. Juni 45 Millionen, zusammen 125 Millionen
Francs, die, so weit wir sie in Frankreich brauchen werden, in Reims oder
sonst wo bei unseren Truppen einzuzahlen, so weit wir sie aber im Elsaß
verwerthen können, in Mühlhausen oder Straßburg zahlbar sind. Um die
Dispositionsaussichten des Finanzministers über die erste Rate von 500 Millionen
nicht zu vermindern, habe ich mich zur Annahme von Banknoten nur unter
der Bedingung verstanden, daß von der zweiten Rate, die erst am Ende dieses
Jahres nothwendig fällig sein würde, ein gleicher Betrag von 125 Millionen
in den im Frieden stipulirten Zahlungsmitteln bereits im Laufe dieses Sommers
60 Tage nach der Einnahme von Paris gezahlt werde. Wir sind dadurch
in die vortheilhafte Lage gekommen, für alle diejenigen Bedürfnisse, die wir in
französischen Banknoten decken können, sofort die Zahlungsmittel in der Hand
zu haben. Mit allem diesem in der Tasche und mit dem schuldenfreien Elsaß
komme ich nach Hause und glaubte hierüber im Interesse des Elsasses zu
einiger Anerkennung berechtigt zu sein, und was mir entgegenspringt, ist die
Erklärung, wir schicken Euch diesen Kanzler, aber leiht ihm kein Geld, wir
stehen nicht gut für ihn. Ich werde wie ein leichtfertiger Schuldenmacher dem
Lande gegenüber hingestellt. Nun, m. H., die Sache ist in keiner Weise von
erheblicher praktischer Bedeutung, mir wäre es nicht beigekommen, daß mir
auch nur das Recht beiwohnen würde oder dem Bundesrathe, für das Elsaß
eine Schuld zu contrahiren, wenn wir die Elsässer selbst nicht gefragt haben —
die sind die Erstberechtigten; und ich möchte doch davor warnen, daß Sie Sich
dem Gedanken ergeben, die Elsässer in ihren localen Interessen von hier aus
bevormunden zu wollen, den Reichstag gewisser Maßen als elsässer Landtag
zu substituiren. Dabei dürften die Elsässer meines Erachtens doch wohl zu
kurz kommen. Alle anderen deutschen Volksstämme besorgen ihre Geschäfte, so-
weit sie nicht der Reichscompetenz anheimfallen, unter eigener Mitwirkung; wie
sollten die Elsässer dazu kommen, bei Vertretung ihrer eigensten Angelegen-
heiten — mit einer Versammlung von nur 16 unter 400 — dazu kommen
die Pommern, Württemberger, Sachsen, Hannoveraner u. s. w. über ihre
engeren Landesverhältnisse abstimmen zu lassen. Ich habe mit den elsässer
Deputirten die noch vor Kurzem hier waren, über diese Sache gesprochen, und
die waren ihrerseits ebenfalls erstaunt über diesen Mangel an Vertrauen, den
man zu ihnen in eigener Besorgung ihrer Geschäfte hätte. Sie sagten mir:
wenn wir nun das Bedürfniß haben, eine Universität zu gründen, ein Theater
zu bauen, eine Eisenbahn anzulegen, unser Wegenetz zu vervollständigen, sollen
wir dazu keine Departementalschulden machen können? Die Versuchung für
die Regierung, dort auf das Elsaß nutzlose Schulden zu contrahiren — ich
wüßte nicht, wozu die führen sollte, was wir mit dem Gelde machen, zu welchem
Zweck wir Schulden machen sollten, es sei denn, daß das Land selbst erklärt:
wir haben bestimmte Bedürfnisse, wir wollen zur Befriedigung derselben eine
Anleihe machen, eine Freiheit, die ja Jedem gestattet wird. Warum wir dieses
Land, dessen Bewohner doch vollkommen ausgetragene Kinder sind, die ihre
Geschäfte vollständig verstehen, warum wir dieses Land gewisser Maßen unter
eine Reichsvormundschaft stellen wollen, das kann ich nicht verstehen. Ich kann
Ihnen nur sagen, m. H., ich würde es im höchsten Grade bedauern, wenn
Sie bei diesem Amendement beharren würden; ich würde dann im Bundesrath