Allgemeine Chronik. 11
22. März. (Deutschland: Bayern.) Die Regierung verweigert dem Erzbischof von
Bamberg, dem einzigen Kirchenfürsten des Landes, der darum nachsucht, aus-
drücklich das kgl. Placet zur Verkündigung der Beschlüsse des vaticanischen
Concils.
„ „ (Frankreich.) Das Pariser Centralcomité der Nationalgarde beschließt, die
Wahlen zur Commune auf den 26. d. M. zu verschieben. Die Vermittlungs-
versuche in Versailles bleiben inzwischen ohne Resultat. Die insurgirten und
die mehr conservativen Nationalgardenbataillone stehen sich in Paris beobachtend
gegenüber und eine friedliche Demonstration der letzteren wird blutig aus-
einander gesprengt.
23. „ (Frankreich.) Versuche, auch in Lyon und Marseille eine Commune zu
etabliren, schlagen fehl. Das Unternehmen bleibt auf Paris beschränkt.
24. „ (Frankreich.) Die Nationalversammlung in Versailles scheint den Parisern
nachgerade doch große Concessionen machen zu wollen. Die conservativeren
Elemente in Paris unterhandeln, darauf gestützt, mit dem Centralcomité im
Stadthaus.
25. „ (Oesterreich-Ungarn: Ungarn.) Der Katholikencongreß nimmt nach
langen, ziemlich verworrenen, theilweise heftigen Debatten den Mehrheitsent-
wurf eines Statuts an, der den Wünschen der Kirchenfürsten und der clericalen
Partei entspricht.
„ „ (Frankreich.) Die Pariser Maires als Vertreter des conservativeren
Theils der Nationalgarde und der Bevölkerung in Paris willigen schließlich
in die Vornahme der Communalwahlen am folgenden Tage. Damit ist das
Centralcomité im Stadthaus vollkommen Herr der Stadt. Gleichzeitig scheitern
die Vermittlungsversuche in Versailles definitiv. Thiers und die Regierung
rüsten zu gewaltsamer Niederschlagung der Insurgenten.
26. „ (Frankreich.) Wahl der neuen Commune in Paris. Die conservativeren
Elemente unterliegen in denselben mit ungefähr einem Drittel gegen ungefähr
zwei Drittel der Stimmen.
28. „ (Deutsch-franz. Krieg.) Die Friedensconferenz in Brüssel hält ihre
erste Sitzung.
„ „ (Deutschland: Bayern.) Der Stiftsprobst und Reichsrath v. Döllinger
erklärt dem Erzb. von München, daß er sich den Beschlüssen des vaticanischen
Concils nicht unterwerfe.
„ „ (Frankreich.) Die neue Pariser Commune constituirt sich und wird feier-
lich proclamirt.
30. „ (Deutsches Reich.) Reichstag: beschließt gegen die kath. Centrumsfraction
eine Antwortsadresse auf die Thronrede, in der er sich sehr entschieden gegen
jede Intervention in fremde Angelegenheiten und damit auch gegen eine solche
in Italien zu Gunsten des Papstes und seiner weltlichen Herrschaft ausspricht.
31. „ (Schweiz.) Die am 1. Febr. auf Schweizergebiet übergetretene französ.
Ostarmee ist vollständig wieder nach Frankreich zurückgekehrt.
„ „ (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.) Die österr. Bischöfe unterwerfen sich
ohne Ausnahme den Beschlüssen des vaticanischen Concils und der Unfehlbar-
keit des Papstes.
1. April. (Norwegen.) Der Storthing verwirft die Vorlage der Regierung
betreffend die Reform der Union mit Schweden.
2. „ (Frankreich.) Die Pariser Commune versucht mit nur 6000 Mann einen
Angriff auf Versailles, der vollständig mißlingt.
3. „ (Deutschland: Bayern.) Die sämmtlichen Docenten der Universität
München stellen sich in einer Adresse an Döllinger auf seine Seite gegen die
erzb. Kurie. Eine Reihe anderer deutscher Universitäten folgt dem Beispiel,