II.
Die österreichisch-ungarische Monarchie.
1. Jan. Ungar. Delegation: zögert mit der Berathung des Militär-
budgets für 1871, bis die Negierung die von Ungarn gewünschte
Organisirung von Territorialdivisionen zugestanden hat.
„ (Ungarn: Croatien.) Ein k. Reseript verfügt die Auflösung des
Landtags und behält sich die baldige Einberufung eines neuen Land-
tags vor. Für seine Thätigkeit wird dem Landtag das Wohlgefallen
und die Anerkennung des Königs ausgesprochen, namentlich der durch
ihn zu Stande gebrachte Ausgleich mit Ungarn betont.
„ Delegationen: Der Kriegsminister sucht die ungar. Delegation
für seine Vorlagen günstig zu stimmen, indem er eine Vorlage betr.
theilweise Verlegung der Truppen in ihre Werbebezirke und Decen-
tralisation aller Ausrüstungsgegenstände der Armee auf die betreffenden
Territorial= oder Administrationsbezirke einbringt,
obwohl die Ausrüstungsgegenstände der Armee erst vor zwei Jahren cen-
kalsurt worden sind. Die Vorlage entspricht den Wünschen der Ungarn nur
theilweise.
„ Oesterr. Delegation: bewilligt ihrerseits das Kriegsbudget für
1871, doch nur mit einigen starken Abstrichen.
Die Regierung hatte fl. 54,090,383 verlangt, dem Antrag der Majorität
des Ausschusses gemäß wurden aber nur rund 50 Mill. bewilligt. Grocholski
hatte auf fl. 52,600,000, Rechbauer auf nur 48 Mill. angetragen. In der
Debatte hält Rechbauer gegenüber einer Bemerkung Beust's, daß derselbe durch
seine irrthümliche Behauptung bezüglich der Ursachen von Oesterreichs fried-
licher Haltung im Sommer 1870 der neuen österr.-preuß. Entente schaden
werde, seine Behauptung, Oesterreich sei damals nur durch die fehlende mili-
tärische Schlagfertigkeit vom Eintritte in den Krieg abgehalten worden, nicht
nur aufrecht, sondern fügt auch die ironische Frage bei, ob denn Graf Beust
glaube, daß Bismarck zur Information über die österreichischen Zustände und
Stimmungen offizielle Erklärungen in den Delegationen nöthig habe?
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