Spanien. 333
tationen ergeben nach den Blättern im Ganzen 913 Ministerielle und
467 Opposilionelle.
Mitte Febr. Eine Anzahl subalterner und höherer Offiziere verweigert es,
dem neuen König den Eid der Treue zu schwören. Die ersteren
werden vorläufig eingesperrt, die letzteren erhalten die Weisung, sich
unverzüglich nach Mahon zu begeben und dort die Befehle des Kriegs-
ministers zu erwarten. Unter denselben befindet sich auch der Herzog
v. Montpensier.
1. März. Die Regierung erläßt ein sehr umfangreiches Manifest bez. der
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am 8. d. M. beginnenden Corteswahlen. Die Gemeindewahlen werden
vorerst verschoben. — Die den Eid verweigernden Subalternoffiziere werden
durch Urtheil des Kriegsgerichtes ihrer Grade entsetzt; die höheren Offi-
ziere, die den Eid verweigert, bleiben vorerst auf die Belearen verbannt.
„ Allgemeine Wahlen zu den Cortes. Dieselben fallen für die Regierung
nicht sehr befriedigend aus; die neue Kammer wird 60 Republikaner,
65 Karlisten, 21 montpensieristische Unionisten mit dem Herzog
v. Montpensier und Rios Rosas, 20 Alphonsisten mit Marschall
Cheste, 10 Moderados unter Canovas de Castillo und 9 oppositionelle
Progressisten unter General Contreras, also die Opposition mehr als
ein Drittheil und nahezu die Hälfte der Gesammtzahl der Deputirten,
zählen. Im Senat übersteigt dagegen die Zahl der Opposition ein
Viertheil nicht; es befinden sich darunter 7 (carlistische) Bischöfe und
9 Republikaner.
„ Die bisher durch Krankheit in Italien zurückgehaltene Königin
zieht, vom König abgeholt, festlich in Madrid ein. Der Adel beginnt,
sich neuerdings in gehässigen Kundgebungen gegen den neuen Hof zu
erschöpfen.
3. April. Eröffnung der Cortes. Die Sitze der Deputirten sind fast zur
Hälfte leer: sämmtliche Karlisten, Republikaner und Moderados sind
nicht erschienen. Thronrede des Königs:
„ . . Meine Herren Senatoren und Deputirten! Als ich den spanischen
Boden betrat, faßte ich den festen Vorsatz, meine Ideen, Gefühle und Inter-
essen mit jenen der Nation zu verschmelzen, die mich durch ihre Wahl an
ihre Spitze gestellt hat und deren stolzer Character fremde und illegale Ein-
mischungen niemals gestatten würde. Innerhalb meiner constitutionellen
Sphäre werde ich regieren mit Spanien und für Spanien, mit den Männern,
mit den Ideen und mit den Tendenzen, welche in den Grenzen der Legalität
die öffentliche Meinung, repräsentirt durch die Majorität der Kammer —
diesem wahrhaften Regulator der constitutionellen Monarchien — mir bezeichnen
wird. Ueberzeugt von Ihrer Loyalität, wie ich es von der meinigen bin,
übergebe ich vertrauensvoll meinem neuen Vaterlande das, was ich am meisten
auf dieser Welt liebe, meine Gattin und meine Kinder; meine Kinder, welche,
obschon sie das Licht der Welt auf fremdem Boden erblickten, doch so glücklich
sein werden, ihre ersten Lebenseindrücke hier zu fassen, die, wenn sie zu sprechen
anfangen, zuerst Spanisch sprechen, in den nationalen Sitten erzogen und