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21. Jan. Paris: Die Regierung nimmt die Demission Trochu's als Ober-
befehlshaber der Besatzungsarmee an, nicht aber als Gouverneur der
Stadt und Präsident der Negierung. — Ein Anschlag der Partei
Delecluze fordert das Volk zur Ernennung von 200 Repräsentanten
der Nationalgarde auf, „um eintretenden Falls die Ordnung aufrecht
zu halten.“
Gambetta fordert in Lille zu zähem Aushalten trotz der erlittenen
Niederlagen auf.
22. „ Paris: Umwälzungsversuch der Rothen: Mazas wird gestürmt und
Flourens befreit. Kampf um das Nathhaus: der Angriff wird von
den Truppen abgeschlagen. Der Versuch ist gescheitert. Gen. Vinoy
übernimmt den Oberbefehl über die Besatzungsarmee.
Der sich zurückziehenden Ostarmee unter Bourbaki wird von Gen.
v. Manteuffel der Rückzug abgeschnitten.
23. „ Paris: Jules Favre trifft in Versailles ein, um über die Capi-
tulation der Stadt zu unterhandeln.
24. „ Die Festung Longwy capitulirt.
26. „ Die Ostarmee unter Bourbaki ist in der elendesten Lage. Bour-
baki macht einen mißlungenen Versuch, sich selbst zu entleiben.
Paris: Die Unterhandlungen mit Jules Favre über die Capitu-
lation sind im deutschen Hauptquartier so weit vorgerückt, daß das
Bombardement der Stadt vorerst völlig eingestellt wird.
28. „ Die Capitulation von Paris und ein dreiwöchiger Waffenstill-
stand werden in Versailles unterzeichnet. Paris wird von den
Deutschen vorerst nicht besetzt. Dagegen ist die Besatzung der Stadt,
mit Ausnahme von 12,000 Mann für Aufrechthaltung der Ordnung,
kriegsgefangen und liefert ihre Waffen ab, die Nationalgarde dagegen
wird nicht entwaffnet; die Stadt zahlt 200 Mill. Fr. Contribution.
Die Deutschen besetzen alle Forts und die Stadt bleibt cernirt; sobald
die Waffen abgeliefert sind, darf sie sich verproviantiren. Eine Con-
stituante soll in 14 Tagen nach Bordeaux berufen werden, um über
Friedenspräliminarien zu beratbhen. Die Armeen im freien Felde
behalten ihre resp. Stellungen mit Neutralitätszonen zwischen einander.
Die bourbakische Armee und Belfort bleiben auf das eigene Begehren
der franz. Unterhändler von diesen Bestimmungen vorerst noch aus-
geschlossen (s. Beilage).
29. „ St. Denis und sämmtliche Pariser Forts werden von den Deut-
schen besetzt.
Eine Proclamation der Regierung an die Pariser erklärt:
. . Paris will versichert sein, daß der Widerstand bis zu den äußersten
Grenzen des Möglichen gedauert hat. Unsere Ziffern werden den unwider-
leglichen Beweis liefern, und wir fordern Jeden auf, sie zu widerlegen. Wir
werden beweisen, daß uns gerade noch Brod genug bleibt, um die Ver-