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Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder.
vom 20. Dec. 1865 zwar eingeschränkt, aber zugleich doch aufs neue sank-
tionirt hatte.
3. „ (Deutsch-franz. Krieg.) Die Festung Mézières capitulirt.
Das II. Armeekorps rückt in Eilmärschen gegen die franz. Ostarmee
unter Bourbaki von Paris ab; auch das VII. Armeecorps setzt sich
vom Norden Frankreichs her zur Unterstützung Werders nach dem
Jura in Bewegung.
Schlacht von Bapaume: die Franzosen unter Faidherbe vermögen
nicht, dasselbe zu nehmen und treten den Rückzug auf Arras und
Douai an.
„ „ (Deutsch-franz. Krieg.) In Preußen werden nicht bloß die
Reservisten aller Classen sammt den Halbinvaliden, sondern auch die
Mannschaften der Altersclassen von 1871 (ca. 80,000 Mann), die
unter normalen Verhältnissen erst in den drei letzten Monaten des
Jahres eingezogen worden wären, einberufen.
Die aus jenen Elementen zu bildenden Garnisonsbataillone und Depot-
schwadronen sollen sofort an ihre Bestimmungsorte abgehen, um die Land-
wehr= und Linientruppen abzulösen, die ihrerseits alsbald nach dem Kriegs-
schauplatze zu befördern sind.
„ „ (Preußen.) Eine Bekanntmachung des Ministers des Innern
befiehlt vorläufig wenigstens die Auslegung der Wählerlisten für den
Reichstag.
4. „ (Deutsch-franz. Krieg.) Prinz Friedrich Karl rückt mit seinem
Hauptquartier loireabwärts, um die Offensive gegen die franz. West-
armee unter Chanzy zu ergreifen.
Die deutsche Corvette Augusta nimmt mit großer Kühnheit dicht
vor Bordeaux drei mit Kriegsmaterial beladene franz. Schiffe weg,
Wuthgeschrei der Franzosen. Der franz. Marineminister Fourichon
sieht sich genöthigt, seine Entlassung zu nehmen.
5. „ (Deutsch-franz. Krieg.) Die Festung Rocroy wird durch
Handstreich genommen.
„ „ (Preußen.) Abg.-Haus: nimmt seine vor Weihnachten abge-
brochenen Verhandlungen wieder auf.
Abg. Stengel, unterstützt von Mitgliedern der nationalliberalen und
der freiconservativen Fraction, interpellirt die Staatsregierung: Graf Bismarck
erklärte am 4. Febr. 1868 im Hause der Abgeordneten: „Ich wiederhole die
Zusage, die ich in der Commission gegeben habe: daß es die Absicht sämmt-
licher Staatsminister, und zwar die von Sr. Maj. dem König gebilligte
Absicht ist, im nächsten Budget auf demselben Wege weiter zu gehen, und für
sämmtliche Provinzen Vorlagen zu machen, welche jedem einen Theil des
Budgets zur Selbstverwaltung überweisen.“ Ist die Staatsregierung bereit,
in diesem Sinn dem Landtage, sobald es die Umstände gestatten, Vorlagen
zu machen? Der Minister des Innern erklärt, daß die Regierung auch
heute noch die vom Grafen Bismarck gegebene Zusage aufrecht erhalte, daß
aber die Schwierigkeiten der Durchführung zu groß seien, um sofort damit
vorzugehen. Der Cultusminister legt zwei Gesetzentwürfe vor betreffend