Rom.
2. Januar. Card. Antonelli beklagt sich in einer Circ.-Dep. über den
kurzen Besuch des Königs von Italien in Rom vom 30. auf den
31. December 1870 gelegentlich der Ueberschwemmung der Stadt
durch die Tiber:
b„Es ist nicht ohne Nutzen ins Auge zu fassen, daß am Morgen des 30.
Dec. der Senat des Königreichs den Gesetzentwurf über die Annahme des
Plebiscits discutirt und angenommen hatte. Und was noch bemerkenswerther,
das wenige Stunden vorher von den Senatoren votirte Gesetz ward von den
Ministern während ihres Aufenthalts von nur ein paar Stunden in hiesiger
Hauptstadt bestätigt und unterzeichnet. Dasselbe ward noch am nämlichen
Abend im Amtsblatte veröffentlicht. Angesichts dieser Thatsachen ist nichts
natürlicher als der Gedanke, daß man mittelst eines ganz unvorhergesehenen
Factums den Gegenerinnerungen den Mund schließen wollte, welche die eine
oder die andere Macht hätte vorbringen können, und daß man zugleich unter
höchst feierlicher Form die zum Nachtheil des hl. Vaters und der katholischen
Welt vorgenommenen Usurpationen zum Abschluß bringen wollte, indem man
den König veranlaßte, das dieselben bestätigende Decret am Orte der Beraubung
selber zu unterzeichnen. Ich meinerseits will lieber annehmen, diese Unter-
stellung sei eine unbegründete, da ich nicht glauben kann, daß ein Ministerium
selbst so weit gehen möchte, den König zu einer improvisirten Reise zu zwingen,
die in Folge des Zustandes der Straße sogar gefährlich war, einzig und allein
um der Würde des Papstes und seiner Souveränetät eine noch blutigere Be-
leidigung zuzufügen.
Ende Jan. Eine Circ.-Dep. des Card. Antonelli beklagt sich auch über
den Aufenthalt des ital. Kronprinzen Humbert in Rom und im ehe-
mals päpst. Palaste Quirinal und über die in Rom eingetretenen
Zustände, wo sich nun gar eine Gesellschaft von Freidenkern gebildet habe
und protestantische Bücher und Bibeln unentgeltlich vertheilt, würden
„hier in Rom, in Anwesenheit des hl. Vaters und unter den Augen
des souveränen Papstes."“
27. Febr. Die sechs Suburbicarbischöfe des Cardinalcollegiums und 16
andere Prälaten protestiren in einer an den außerordentlichen kgl.
Commissär Gadda gerichteten Zuschrift gegen die in Rom eingetretenen
Zustände und tragen gleichzeitig dem Papst in einer langen Ausein-
andersetzung alle ihre Klagepuncte vor.
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