420
Rom.
Die Civilehe, die Ablösung des Zehnten vom Kirchengute, die Säculari-
sirung und der Verkauf eines Theils desselben, die Militärpflicht der Kleriker,
die Mittheilung der Kirchenbücher und des Klosterinventars an die weltlichen
Behörden stehen dabei obenan. Die Unterzeichneten verwerfen die durch die
Besetzung Roms geschaffene Lage, und sind voll Bewunderung der hohen Re-
signation Sr. Heil. „In der Residenz des Vaticans eingeschlossen, geben Sie,
heiligster Vater, der ganzen Welt das Beispiel eines Helden der Stärke und
Geduld. Das bezeugt die Unterdrückung Ihrer Encyklica, Ihr langes Schwei-
gen, das Unterlassen Ihrer persönlichen Theilnahme an den kirchlichen Func-
tionen, welche die heilige Stadt Rom auch bei den fremden Nationen berühmt
gemacht hatten. Für das gute Römervolk ist dieß die Ursache großer Trauer
geworden, so daß ihm heute zu Muth ist, als lebte es in dem Lande der
Verbannten. . Wir wiederholen es noch einmal, daß unter den gegebenen
Zeitverhältnissen die Kirche nicht frei, nicht ruhig sein kann, wenn ihr erhabenes
Oberhaupt mit der Tiara nicht auch die Krone, mit dem Kreuze das Scepter
mit der Würde des Pontifex nicht auch die Autorität des Fürsten vereinigt,
es ist nur zwischen dem Souverän und dem Gefangenen zu wählen.“
2. März. Der Papst protestirt in einem Breve an den Cardinal Patrizi,
seinen General-Vicar, gegen die Anfechtungen des Jesuitenordens und
weist das ital. Garantiegesetz seinerseits zurück:
„ . Es haben alle Feinde der Kirche die geistlichen Orden am meisten
verfolgt; unter diesen pflegten sie aber den Haupttheil ihres Hasses der Ge-
sellschaft Jesu zuzuwenden, weil sie dieselbe nämlich für thätiger und des-
halb ihren Plänen für gefährlicher hielten. Mit Bedauern sehen wir dies
auch jetzt sich wiederholen, wo die Eindringlinge in unsere weltliche Macht in
ihrer, freilich dem Näuber selbst immer verhängnißvollen Beutegier die Unter-
drückung aller religiösen Orden mit den Jesuiten beginnen zu wollen scheinen.
Um nun dieses Verbrechen vorzubereiten, suchen sie dieselben beim Volke ver-
haßt zu machen, klagen sie feindseliger Gesinnung gegen die gegenwärtige
Regierung an, verschreien sie insbesondere, als ob sie eine große Macht und
Ansehen über uns hätten, die dann auch uns gegen jene Regierung feind-
seliger stimme und uns überhaupt derartig umgebe, daß wir, was wir nur
immer thun, nur auf ihren Rath hin ausführen; diese thörichte Verleumdung,
außerdem daß sie darauf ausgeht, uns der Verachtung preiszugeben, indem
wir ja völlig schwachsinnig und unfähig sein sollen, irgend einen Entschluß zu
fassen, erweist sich überdies als durchaus absurd. Es wissen ja Alle, daß der
Papst nach Anrufung der Erleuchtung und des Beistandes Gottes endlich nur
das thun und anwenden werde, was er für recht und ersprießlich für die
Kirche hält, daß er aber in wichtigeren Angelegenheiten sich der Beihilfe der-
jenigen zu bedienen pflege, mögen sie dann was immer für einem Range,
Stande oder religiösen Orden angehören, die ihm in dem betreffenden Gegen-
stande mehr Erfahrung und Fähigkeit zu haben scheinen, ihm einen verstän-
digeren und klügeren Rath zu geben. Es ist wahr, daß wir öfters BVäter
der Gesellschaft Jesu verwenden und daß wir ihnen verschiedene Geschäfte, na-
mentlich das heilige Predigtamt übertragen, worin sie uns immer mehr jene
Thätigkeit und jenen Eifer bewähren, für welchen sie schon von unseren Vor-
fahren oft und so vorzüglich belobt wurden. Doch diese unsere durchaus
billige Liebe und diese Hochschätzung der um die Kirche Christi, diesen aposto-
lischen Stuhl und um das christliche Volk stets so ausnehmend verdienten
Gesellschaft ist weit entfernt von jenem knechtischen Gehorsam, den die Lästerer
derselben erdichten — eine Verleumdung, die wir mit Indignation von uns
und von der bescheidenen Hingebung dieser besten Väter zurückweisen -
Der Papst fährt dann fort: „Gerne möchten wir nun bei dieser Gelegenheit
uoch länger dich auch mit anderen täglich sich mehrenden Ursachen unseres
Schmerzes hinhalten; doch da ihre Zahl so groß, daß sie in dem engen Nah-