Full text: Europäischer Geschichtskalender. Chronik und geschichtlicher Überblick der denkwürdigen Jahre 1870 und 1871. Zweiter Band. (11a)

Velgien. 435 
23. Oct. Die Regierung ernennt Hrn. Dedecker, eines der Häupter der 
ultramontanen Partei, der in Folge seiner Betheiligung an dem (an- 
geblich katholischen) Schwindel-Bankgeschäfte des päpstlichen Grafen 
Langrand-Dumenceau den größten Theil seines Vermögens eingebüßt 
hatte, zum Provinzialgouverneur. 
14. Nov. Zusammentritt der Kammern. Dieselben werden ohne Thronrede 
eröffnet. 
15. „ II. Kammer: bestellt ihr Bureau ausschließlich aus Gliedern der 
ultramontanen Partei. Der Präsident wird mit 58 gegen 28 Stim- 
men gewählt. 
17. „ II. Kammer: Der Deputirte Bara, Justizminister im letzten liberalen 
Cabinette, interpellirt die Regierung wegen der Ernennung Dedeckers. 
22.— 23. „ II. Kammer: Debatten über die Interpellation Bara. Volks- 
demonstrationen in Brüssel gegen die Regierung. Mit 64 gegen 46 
Stimmen wird der Schluß der Debatte erklärt und mit 66 gegen 
44 Stimmen über die Interpellation einfach zur Tagesordnung über- 
gegangen. 
24. „ II. Kammer: Bara fordert den Rücktritt der Minister, die fast 
alle an dem Langrand'schen Bankschwindel mehr oder weniger betheiligt 
waren. Neue Volksdemonstrationen in Brüssel unterstützen das Begehren. 
27. „ In Folge fortdauernder Demonstrationen in Brüssel sieht sich das 
Cabinet genöthigt, wenigstens Hrn. Dedecker fallen zu lassen, der seine 
Entlassung gibt. Die Demonstrationen fahren aber fort. 
1. Dec. In Folge der fortdauernden Demonstrationen entläßt der König 
aus eigener Initiative das Ministerium Anethan, das freiwillig nicht 
weichen will, und beauftragt de Theux mit der Bildung eines andern, 
übrigens auch katholischen Cabinets. 
7. „ Das neue Ministerium de Theux ist gebildet und leistet den Eid 
in die Hände des Königs. Die Mitglieder desselben gehören sämmt- 
lich der kath. Partei an, haben aber wenigstens bez. des Langrand'schen 
Schwindels vollkommen reine Hände. 
22. „ II. Kammer: genehmigt das Militärbudget auf den bisherigen 
Grundlagen mit 61 gegen 26 Stimmen und 7 Enthaltungen. 
29. „ I. Kammer: genehmigt das Militärbudget auch ihrerseits auf den 
bisherigen Grundlagen und in der bisherigen Höhe. 
28“
	        
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