484 Nebersicht der Ereignisse des Fahres 1871.
Le Mans 12. Jan. Montbeliard 15.—17. Jan. St. Quentin
19. Jan.
Am 5. Nov. hatte die neugebildete Loirearmee unter General Aurelles
de Paladine von Blois aus auf dem rechten Loireufer die Offensive ergriffen,
um mit 4 Corps, zusammen 100,000 Mann, zunächst den unter General
v. d. Tann in Orleans stehenden 25,000 Bayern das Schicksal Mac Mahons
zu bereiten und dann über die Trümmer dieses Corps hinweg den Marsch
auf Paris anzutreten. Der Plan war, die isolirt stehenden Bayern von
allen Seiten zu umzingeln, er scheiterte an der Vorsicht des Generals v. d.
Tann, der Orleans rechtzeitig am 8. Nov. räumte und der feindlichen Ueber-
macht bei Coulmiers und St. Peravie-Germiny am 9. Nov. so hartnäckigen
Widerstand leistete, daß diese ihren Vormarsch gänzlich einstellen mußte.
Die Bayern kamen unangefochten bis Toury, wo sie mit der heranziehenden
22. Division in Verbindung traten. Von dieser Operation, schrieb Gambetta
an die Präfekten, steht zu hoffen, daß sie für Frankreich eine neue Aera
eröffnet. Wir haben die Offensive ergriffen; dies ist viel.
Während nun die Loirearmee bis Ende November sich ruhig ver-
hielt, um Verstärkungen an sich zu ziehen, durch die sie schließlich bis
auf 200,000 Mann andwachsen sollte, kamen vom Nord-Westen der
Großherzog von Mecklenburg mit der 17. Division und 3 Covalerie=
Divisionen, von Osten her Prinz Friedrich Carl mit dem III., IX., X. Corps
und der I. Cavaleriedivision den Bayern zu Hilfe. Beider Anmarsch erfolgte
unter fortwährenden kleineren und größeren Kämpfen, am 30. Nov. reichten
sie sich bei Pithiviers die Hand.
In denselben ersten Decembertagen, da Gambetta das Zusammentreffen
des „großen Sieges“ der Pariser bei Champigny und des glücklichen Vor-
marsches der Loirearmee „auf allen Punkten“ mit den Worten verkündete:
„Das einen Augenblick verschleierte Genie Frankreichs erscheint wieder; die
Preußen sehen den Unterschied zwischen einem Despoten, der sich schlägt, um
eine Laune zu befriedigen und einem Volke, das nicht untergehen will“ —
nahm die ganze hoffnungsvolle Offensive des Generals Aurelles ein kläg-
liches Ende.
General Aurelles sah das allseitige Heranrücken der feindlichen Heeres-
massen; nicht um den Entsatz von Paris hatte er zu kämpfen, der eigenen
Einschließung galt es zu entgehen. Seine Stellung nördlich der Stadt hatte,
in Wäldern und Höhen, namentlich dem durch alle Mittel improvisirter Be-
festigungskunst fast undurchdringbar gemachten Wald von Orleans bedeutende