Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreizehnter Jahrgang. 1872. (13)

12 Allgemeine Chronik. 
daß der Kaiser den Cardinal Fürsten Hohenlohe zum Botschafter beim heiligen 
Stuhle ernannt habe und fragt an, ob derselbe dem Papste genehm sei. 
25. April. [England.] Die Regierung widersetzt sich einer irischen Universitätsbill 
des Prof. Fawcett im Unterhause. Gladstone will künftiges Jahr dießfalls 
selbst eine Bill einbringen. 
„ [Spanien.] Marschall Serrano wird zum Generalissimus gegen die Car- 
listen ernannt und geht sogleich in die baskischen Provinzen ab. 
26. „ —8 eutsches Reich.] Reichstag: Schluß der Beralhung des Reichsbeamten- 
gesetzes. Dasselbe wird mit ziemlich großen Mehrheiten stark in liberalem 
Sinne modifizirt, so daß Delbrück das Scheitern des Gesetzes im Bundesrathe 
in Aussicht stellt. 
„ „ (Deutschland: Bayern.) Schluß der Landtagssession. Das Resultat ist, 
daß die sogen. patriotisch -celericale Partei, die, gestützt auf die s. Z. in den 
Wahlen errungene kleine Majorität, mit so großen Hoffnungen auf den Plan 
getreten ist, schließlich auch nicht eine ihrer spezifischen Forderungen durchzu- 
setzen vermocht hat. 
„ „ (Oesterreich= Ungarn.] Die Neuwahl des böhmischen Landtags hat das 
erwartete Resultat ergeben: der Großgrundbesitz hat wieder verfassungstren 
gewählt und die Deutschen haben wieder die Majorität. Die czechische Min- 
derheit erscheint, wie bisher, gar nicht im Landtage. Der Landtag trifft seine 
Wahlen in den Reichsrath: von 54 Gewählten gehören 40 der Verfassungs- 
partei, nur 14 den Czechen an, die auch im Reichsrath nicht erscheinen. Die 
Regierung kann indeß nunmehr auf eine Zweidrittelmehrheit für die Wahl- 
reform im Reichsrath sicher zählen. 
27. „ [Belgien.] II. Kammer: Die Opposition bringt die Weigerung des bel- 
gischen Gesandten am Hofe des Königs von Italien, seinen Wohnsitz nach 
Rom zu verlegen, zur Sprache. Die Regierung constatirt, daß sie ihm neuer- 
lich die bestimmte Weisung ertheilt habe, dieß zu thun, und daß er in Rom 
bleiben werde. 
29. „ [Deutschland: Elsaß-Lothringen.] Der Kaiser vollzieht die Stiftungs- 
urkunde der Universität Straßburg. 
30. „ shaul ches Reich.] Reichstag: Die für den Entwurf eines Militärstraf- 
gesetzes niedergesetzte Commission einigt sich schließlich doch mit der Regierung 
über die streitigen Punkte, und nimmt das Ganze mit 15 gegen 6 Stim- 
men an. 
1. Mai. [Deutsches Reich.] Der Geschäftsträger am päpstlichen Hofe verlangt 
Antwort auf seine Notifikation vom 25. v. Mis. In Deutschland weiß in- 
zwischen die ultramontane Partei bereits, daß der Papst den Cardinal Hohen- 
lohe als deutschen Botschafter zurückgewiesen hat. 
„ „ [Deutsches Reich.] Reichstag: erklärt sich mit großer Mehrheit für Her- 
absetzung resp. Aufhebung der Salzabgabe. Der Reichskanzler erklärt sich 
nachdrücklich dagegen ohne vollen Ersatz für den finanziellen Ausfall. („Po- 
litische Heuchelei.“) 
„ „ I[(Deutschland: Elsaß-Lothringen.] Feierliche Eröffnung der Universität 
Straßburg. 
„ [Frankreich.] Nat.-Versammlung: stellt den Staatsrath wieder her, be- 
hält sich jedoch die Wahl der ordentlichen Staatsräthe selber vor und über- 
läßt nur die Ernennung der außerbrdentlichen Staatsräthe der Regierung. 
„ [Italien.]) II. Kammer: genehmigt nach dem Antrage der Regierung die 
eüs- Aufhebung der theologischen Fakultäten an den italienischen Uni- 
versitäten.
	        
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