Full text: Europäischer Geschichtskalender. Dreizehnter Jahrgang. 1872. (13)

Das deutsche Reich und seine einjelnen Glieder. 167 
9. Juli. Enthüllung des Denkmals des Frhrn. v. Stein in Nassau. Fest- 
11. 
23. 
31. 
rede des Prof. v. Sybel in Bonn. 
. (Luxemburg.) In den Neuwahlen zur Kammer siegt die fran- 
zösisch-clericale Partei: von 21 Wahlen gehören ihr 18 an. 
„ (Bayern.) Der Kronprinz des deutschen Reichs und von Preu- 
fen macht mit seiner Familie einen längeren Sommcraufenthalt in 
Berchtesgaden im bayerischen Gebirge. Der König von Bayern be- 
grüßt ihn nicht. Der Kronprinz besucht die österreichische Kaiserfamilie 
in Ischl. 
„ (Bayern.) Im Landrathsabschied für die Pfalz wird ohne Um- 
schweis ausgesprochen, daß für den Antrag „es möge ein das gesammte 
Schulwesen regelndes Gesetz zu Stande kommen unter Voranstellung 
des Grundsatzes der Trennung der Kirche von der Schule“ unter 
den gegenwärtigen Verhältnissen keine Aussicht auf eine Vereinbarung 
zwischen den gesetzgebenden Faktoren gegeben sei. 
„ Nachdem die russischen Zeitungen früher hervorgehoben hatten, daß 
der russische Kaiser nach den getroffenen Dispositionen zufolge Deutsch- 
land dieses Jahr nicht besuchen werde, wird jetzt von Berlin gemeldet, 
daß derselbe sich entschlossen habe, zu dem auf den Anfang September 
festgesetzten Besuche des Kaisers von Oesterreich in Berlin sich eben- 
falls daselbst einzufinden. 
„ (Preußen.) Der Unterrichtsminister verlangt von den Behörden 
auch eine Untersuchung über die Wirksamkeit von religiösen Orden 
und Congregationen an Privatschulen. 
„ (Preußen.) Die beiden großen Strike der Bergarbeiter in West- 
phalen und der Maschinenbauarbeiter in Berlin endigen zum Nachtheil 
der Arbeiter. „ 
„ (Preußen.) Der Keiser trifft von seiner Badecur in Ems in 
Homburg ein. Der Cultminister Falk hält ihm daselbst nach den 
Beschlüssen des Staatsministeriums Vortrag ab, betr. die Differenz mit 
dem Bischof von Ermeland und die gegen denselben zu ergreifenden 
Maßregeln, namentlich die vom Ministerium gegen ihn beantragte 
Temporaliensperre. Der Kaiser kann sich jedoch zu diesem Schritte 
noch nicht entscheiden. 
„ (Bayern.) Der König will dem derzeitigen Gesandten in Stutt- 
gart v. Gasser das durch den Tod des Grafen Hegnenberg erledigte 
Ministerium des Auswärtigen übertragen. Das ganze bisherige Mi- 
nisterium bietet für diesen Fall seine Entlassung an. Der König be- 
auftragt nunmehr Hrn. v. Gasser mit Vorschlägen zu Neubildung des 
Ministeriums (in gemäßigt patriotisch-clerical-particularistischem Sinn). 
Die ultramontanen Blätter knüpfen daran bereits weitgehende Hoff- 
nungen. 
1. Aug. (Preußen.) Die Regierung beginnt das Vesuitengesetz in Aus-
	        
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